Sonntag, 28. Oktober 2012

Das Nörgeln, das Glorifizieren..oder das Sterben guter Ideen

Das Nörgeln und das Glorifizieren liegen anscheinend in der Natur des Menschen. Warum wohl?
Schon seit meiner Kindheit kämpfe ich mit Diskussionen, die darin bestehen, Dinge, Ideen oder Meinungen "schlecht zu machen" ohne Alternativen zu nennen.
Im Gegensatz dazu steht das Glorifizieren von Meinungen oder Institutionen, ohne diese zu hinterfragen.

Ich finde, dass die beste Vorgehensweise meist jene ist, die aus einem Bauchgefühl  oder aus der Summe von verschiedenen Meinungen als Resultat einer tollen Diskussion entsteht.

Warum ist es dann so schwer zu differenzieren? Und warum ist es noch schwerer, seine eigenen Bedüfnisse, das Ego oder auch den Stolz zum Wohle einer Sache zurückzustellen? Vor- und Nachteile abzuwiegen, auch gegensetzliche Statements in gewissen Bereichen als "gut" anzuerkennen oder einfach nur alternative Lösungsvorschläge als Reaktion auf Problemstellungen sind meiner Meinung nach eine der  Herausforderungen im Leben.
Trotz alledem gibt es etwas Übergeordnetes, das entweder gesellschafltich, gesetzlich oder moralisch bedingt ist und in der Entscheidung mit einbezogen werden sollte.

Als pubertierende Jugendliche habe ich mit vielen Menschen, wie z.B. Eltern, Lehrern oder Freunden, über brisante Dinge wie Religion, Politik oder philosophische Richtungen diskutiert. Meist sind meine Emotionen   dann hochgekocht, wenn man etwas als "gut" oder "schlecht" bewertet hat, ohne darüber nachzudenken und/oder zu unterscheiden.

Ich kann z.B. das Gedankengut einer religiösen Richtung gut finden, und die Kirche - also das bürokratische Konstrukt rundherum - fragwürdig bzw. nicht meinem Wunsch entsprechend.
Genauso kann ich einen Menschen in der Politik als ehrlich empfinden, obwohl er als Politker nicht meinen Vorstellungen entspricht oder die Grundsätze der Partei meinen Bedürfnissen nicht entsprechen.
Auch kann ich die guten Seiten im Schulsystem hervorheben und trotzdem Verbesserungsvorschläge anbringen.
Genauso ist es mit der Gesellschaft und der Wirtschaft. Ich muss nicht etwas pauschal als "gut" oder "schlecht" bezeichnen, vor allem wenn man bedenkt, dass das Gute für einen oft das Schlechte für den anderen ist und umgekehrt.

Am Schwierigsten ist es sicher, etwas Positives bei Konkurrenz zu finden. Aber auch das ist möglich. Ich liebe es besonders, die Dinge, die mir gefallen, bei konkurrierenden Betrieben, bei Menschen und andersdenkenden Organisationen hervorzuheben.
Wenn ich genauer darüber nachdenke, übe ich mich seit einigen Jahren darin, das Positive in Menschen und Dingen zu sehen.

Nörgeln ist einfach, Wertschätzung ist schwierig. Aber dennoch ist das "Miteinander" das, was uns besser in die Zukunft begleiten kann. Fairness ist so subjektiv jedoch mit Liebe und Wertschätzung betrachtet doch auch ein wenig objektiv.

Genause wie der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Wirbelsturm auslösen kann, sind ein positiver Gedanke, eine positive Sicht oder Meinung manchmal ausschlaggebend, damit sich "gute" Ideen fortpflanzen und realisieren können.
Oft macht es eine Nörgelei schwer, einen "guten" Gedanken umzusetzten und Ideen, die vielleicht viel Harmonie gebracht hätten, sterben, ohne gehört worden zu sein.

Am heftigsten schrecke ich vor Pauschalisierungen zurück, obwohl es uns in der heutigen Zeit schwer gemacht wir, nicht pauschal zu denken.

Was ich allerdings bemerke ist, dass sich meine Emotionen in Debatten je älter ich werde immer mehr zurückziehen. Darum fällt es mir leichter, Dinge klarer zu sehen, ohne dass mich Emotionen, verletzter Stolz oder Eitelkeiten davon ablenken. Darüber bin ich dankbar, denn das ist wahrscheinlich eine Folge des Älterwerdens und/oder eine Nebenwirkung des Umgangs mit vielen verschiedenen Leuten in der Tanzschule, des vielen Reisens und vor allem des Kennenlernens vieler unterschiedlicher Meinungen.

Ich denke, dass es wohl das Wichtigste ist, stets im Kopf zu behalten, dass das, was man für sich als "gut" erkennt, wohl für jemanden anderen  "schlecht" sein kann. Erst vor ein paar Wochen hat mich eine Diskussion zutiefst bewegt, in der unser "Apple"- Gebrauch hinterfragt wurde. Der Gesprächspartner wurder so emotional, dass er die Diskussion mit dem Satz endete..."Jeder bekommt das, was er verdient. Und jeder, der Apple kauft, ist eben ....!" Zuerst war ich leicht amüsiert aber dann doch etwas geschockt. Denn egal ob man Apple oder PC User ist, das technische Anforderungsprofil ist entscheidend. Dado nutzt Apple, ich PC, weil es nicht anders geht. Jedes von beiden hat seine Vor- und Nachteile. Doch wie kann es sein, dass dies zur einer emotionalen Pauschalisierung führt.

Meiner Meinung nach wissen wir Menschen meist nicht, was wir wirklich wollen. Deswegen sind wir oft auch so unsicher und emotional bewegt, wenn es darum geht, Wertschätzung anderen Menschen, Dingen oder Umständen entgegenzubringen.

In einer dualen Welt zu leben und trotzdem zu versuchen, nicht dual zu denken, ist eben nicht so einfach. :-)

Wenn ich so darüber nachdenke, wünsche ich mir, dass wir jeden Morgen aufs neue der Idee von einer "besseren", "gesünderen", "harmonischeren" und "bewegteren" Welt eine Chance geben und mit ihr allen Menschen, die diesen Traum teilen...



1 Kommentar:

  1. Liebe Conny, danke, du sprichst mir aus dem Herzen, es gibt immer mehr als nur schwarz-weiß ... und Pauschalurteile finde ich auch sehr gefährlich... das hat die Menschheitsgeschichte schon gezeigt... das Bemühen darum offen & wertschätzend zu sein, zu differenzieren und das andersartige anzuerkennen, nicht in Schwarzmalerei & Schlechtreden zu verfallen ist aber, denke ich, ein lebenslanger Prozess, bei dem wir mal besser, mal schlechter abschneiden... ich persönlich arbeite schon lange daran :)... übrigens gibt es von der Pionierin der Positiven Psychologie, der Wissenschaftlerin Barbara Fredrickson, interessante Studien und Erkenntnisse dazu: "Die Macht der positiven Gefühle" ist ein empfehlenswertes Buch zum diesen Themen.
    Liebe Grüße und wieder einmal ein dickes Danke für euer fortwährendes Bemühen!!! Karin

    AntwortenLöschen