Donnerstag, 30. Mai 2013

Warum will ich...Motiv, Emotion, Motivation, Gefühl

Viele eurer Nachrichten und Meinungen über das letzte Blogthema haben mich weiter zum Denken angeregt und mich motiviert, noch einen Post zu diesem Thema zu schreiben.

Mein betriebswirtschaftliches Studium war auch zwischenmenschlich äußerst interessant. Vor allem die Bereiche "Power Selling" oder auch "Personalführung" beschäftigen sich durchaus mit den Grundprinzipien des Menschen. Warum will ich, warum nicht? Warum kaufe ich, warum nicht? Und vor allem, warum mache ich etwas gerne und manches nicht?

Schon seit längerer Zeit beschäftige ich mich mit den Begriffen Motiv, Emotion und Motivation. Obwohl ich selbst das menschliche Individuum nicht nur als Zusammenspiel von physiologischen Bedürfnissen und Reaktionen sowie daraus resultierende Emotionen empfinde, ist es doch sehr interessant, sich näher mit diesen Themen zu beschäftigen.
Dieser Post erhebt keinen Anspruch auf psychologisch korrekte Wiedergabe der Begriffe, sondern versucht vereinfacht zum Nachdenken anzuregen und das Thema des "Wollens" weiterzuspinnen.

Motive des jeweiligen Menschen sind sehr unterschiedlich und entstehen aus Bedürfnissen, den Trieben, Interessen, Instinkten etc. Und dennoch gibt es "Hauptmotive", die auf eine Vielzahl der Menschen zumindest von Zeit zu Zeit zutreffen. Eines der wichtigsten Hauptmotive ist das "ewige Leben". Die meisten Menschen wollen - auch wenn nicht immer bewusst - ewig leben. Sich mit dem Tod zu beschäftigen, gehört sicher nicht zu den Lieblingsthemen. Dazu kommt, dass sie nicht nur ewig leben wollen, sondern auch möglichst lange jung bleiben wollen.
Als ich das erkannte, viel es mir wie Schuppen vor den Augen. Unsere Konsumgesellschaft ist zum Großteil auf dieses Bedürfnis aufgebaut. Verspricht eine Creme längeres jüngeres Aussehen, ist der Preis nur mehr nebensächlich. Versprechen Lebensmittel einen "Anti Aging" Effekt, werden sie auch dann gegessen, wenn sie nicht schmecken oder teuer sind. Das "ewige Leben" und damit "die Gesundheit" ist Verkaufsschlager Nummer eins.

Weitere sehr starke Motive sind Prestige und Anerkennung, Sexualität, Macht, Liebe, Schönheit, gesellschaftlicher Status bzw. gesellschaftliche Erwartung etc.
Die Motivation ist nun das zielgerichtet Verhalten, das entsteht, um eben meine Bedürfnisse bzw. noch umfassender gesagt Motive zu befriedigen, zu erfüllen bzw. zu erreichen. Natürlich spielt da auch die Erziehung und die Erfahrung eine große Rolle, was als "gut" erkannt und umgesetzt wird. Vor allem das Empfinden von Leistung, Ehrgeiz und Empathie sind meiner Meinung nach oft aus der Vergangenheit  geprägt.

Nun stelle ich die Fragen, warum tue ich, was ich NICHT will bzw. warum will ich oder auch nicht? Meiner Meinung nach sind viele Handlungen der Menschen aus den oben genannten Gründen motiviert. Oft sind dieses Beweggründe so stark (durch Erziehung oder fehlender Reflexion?), das sie mein Handeln bestimmen, auch wenn ich dieses so gar nicht möchte.

Zwei weitere sehr starke menschliche Eigenschaften sind für mich Bequemlichkeit und Angst. Mitunter kann man daraus auch die Angst der Konfrontation, der Angst vor Verlust, eventuell auch die Angst vor dem Nicht-Erreichen seiner Ziele ableiten. Diese Angst hemmt und die Bequemlichkeit zügelt und beschränkt meine Bereitschaft zu leisten. Ob dies nun das Fehlen des Motivs oder durch andere Gründe  bestimmt wird, sei an diesem Punkt dahin gestellt.

Wie schaffe ich es nun, dass ich meine Bedürfnisse und mein Wollen verwirklichen kann und dabei niemanden verletze bzw. vor den Kopf stoße?

Aufmerksamkeit, Empathie und Interesse an meinen Mitmenschen sind für mich die maßgeblichen Eigenschaften, die ich für dieses Unterfangen mitbringen sollte. Denn in zwischenmenschlichen Beziehungen spielen vor allem die Gefühle eine Rolle.
Die Gefühle als subjektive Wahrnehmung von Emotion, die es zu erkennen und zu verstehen gilt, um trotz Ehrlichkeit den anderen erkennen und begleiten zu können.
Löse ich z.B. bei meinem Gegenüber durch mein Handeln Angst aus, so sollte ich beobachten bzw. zuhören, wie sich der andere dabei fühlt. Fühlt er sich vielleicht dadurch minderwertig, nicht mehr geliebt oder auch verletzt, so gilt es durch Empathie genau dieses Gefühle einzufangen und zu beruhigen, um ein miteinander Wollen zu erreichen.

Will ich, dass jemand ehrlich zu mir ist, sollte ich mich als erstes fragen, ob ich diese Ehrlichkeit auch aushalte und mit der Information umgehen kann. Auf der anderen Seite sollte mir auch bewusst sein, dass Ehrlichkeit sich selbst und den anderen Gegenüber mich durchaus auch verletzlich machen kann.
Schafft man es jedoch, in seinem Leben die verschiedensten Motive, Emotionen, Gefühle und Motivationen annähernd zu erkennen oder zumindest zu erahnen, wird es leichter fallen, ein positives Miteinander zu finden.

Doch abgesehen von all den oben beschriebenen Verwicklungen sehne ich mich persönlich nach dem "einfachen Sein" des Menschen. Dem Sein, das erscheint, wenn alle Hüllen fallen, wenn alle Masken weggelegt werden, wenn man sieht ohne zu werten, wenn man erkennt ohne zu interpretieren, wenn man tanzt ohne zu zählen, wenn man liebt ohne zu verlangen, wenn man ist ohne zu verletzten und wenn man lächelt ohne Grund....

In diesem Sinne wünsche ich uns allen viele dieser Momente und Menschen um uns, mit denen das "einfache Sein" möglich ist...


Mittwoch, 29. Mai 2013

Wer will findet Wege, wer nicht will Gründe...

Als ich dieses Sprichwort zum ersten Mal ausgesprochen habe, bekam ich eine liebe Nachricht von einer befreundeten Ärztin, die voll Erleichterung gemeint hat, dass dieser Satz nun endlich ihr Gefühl zum Ausdruck bringt, das sie tagtäglich hat.
Sie findet Wege für ihre PatientInnen, die ihrerseits Gründe finden, warum dies oder das nun nicht geht.

Ich glaube, dass es vielen so geht - sowohl beruflich als auch privat. Für mich persönlich hat dieser Satz  meine Weltsicht und damit meine Augen geöffnet. Ich begann mich selbst besser zu verstehen.

Es war mir immer ein Rätsel, warum oft kleine Diskussionen enorme emotionale Wellen auslösen, oder auch Wünsche und Sehnsüchte bei vielen Menschen nicht an die Oberfläche kommen. Es ist der Wille,  der vieles entscheidet.

Sobald ich will, werde ich höchstwahrscheinlich einen Weg finden. Sobald ich nicht will, werden mir tausend und ein Gründe einfallen, warum es nicht möglich ist.

Oft fragen uns Menschen, wie wir das alles schaffen...die Events, die Tanzschule, Organisation, Unterricht, körperliche Anstrengung, zwischenmenschliche Kontakte etc. Es ist der Wille, der bewegt und Energie gibt, und vor allem sind wir oft von Menschen umgeben, die auch wollen. :-) Sie wollen tanzen lernen, mit uns gemeinsam schöne Tanzabende verbringen, und sie wollen die Tanzwelt mit gestalten.

Meiner Meinung nach gibt es kaum etwas Anstrengenderes im Leben, als mit Menschen, die nicht wollen, Projekte zu verwirklichen, eine Beziehung zu führen oder auch zu diskutieren. Sobald jemand dich nicht verstehen will, wird er dich auch nicht verstehen. Wenn jemand etwas nicht ändern will, dann wirst du nicht genug Gründe finden können, um es ihm schmackhaft zu machen.

Dies soll keine Aufforderung darstellen, dass jeder alles wollen soll oder muss. Es geht nur darum, dieses Wollen zu hinterfragen, wenn man ein gemeinsames Ziel erreichen möchte. Das Wollen spielt hauptsächlich dann eine Rolle, wenn man sein Leben verändern will bzw. zwischenmenschliche Beziehungen und gemeinsame Projekte angenehm und zusammen verwirklichen möchte.

Doch warum will man nicht?
Diese Frage beschäftigt mich wirklich oft. Warum wollen viele Menschen nicht...ihr Leben genießen, ihre Träume verwirklichen, ihre Situation verändern etc.
Ist es die Bequemlichkeit oder Angst, die im Wege stehen? Hat man Angst den persönlichen Vorteil zu verlieren, oder einfach Angst vor Veränderung. Ist es vielleicht auch deswegen, weil man dann ehrlich sein müsste?

Vielleicht ist das nicht Wollen eine Kombination aus mehreren Dingen, die noch durch die Angst eines Prestigeverlustes ergänzt wird.

Wie war mein Weg heraus aus diesem Dilemma?
Seitdem mir diese Thematik bewusst ist, versuche ich in genau diesen Situationen ein gemeinsames Wollen zu finden und zu definieren. Danach müsste es möglich sein, gemeinsam die verschiedensten Wege zu definieren. Irgendwo werden sich die Wege kreuzen und damit ein Konsens möglich sein.

Somit wünschen wir uns, dass auch das gemeinsame Tanzen von diesem Prozess gekennzeichnet ist. Zusammen zu tanzen und/oder tanzen lernen zu wollen, und die verschiedensten Wege und Möglichkeiten zu finden,  diese zu respektieren und zu gehen.

Und über all diesem steht mein Lieblingsaspekt...die Aufmerksamkeit...vor allem auch dem anderen gegenüber.

Donnerstag, 9. Mai 2013

Natürlich und normal?

Was ist natürlich?
In Diskussionen über Gott und Welt kommt vor allem bei schwierigen oder besser gesagt polarisierenden Themen am Ende oft das Argument "Aber das ist nicht natürlich, oder das ist nicht normal".

Egal ob über Homosexualität, künstliche Brüste oder auch energiegewinnende Verfahren diskutiert wird, die Natürlichkeit und die Normalität sind meist das letzte und schwer zu widerlegende Argument.

Doch wer entscheidet, was natürlich ist? Wer zieht die Grenze zwischen normal und abnormal? Bzw. sollten wir alle anstreben, normal zu sein, oder liegt es in der Natur des Menschen, abnormale Dinge zu leben und zu genießen?

Diese Fragen beschäftigen mich schon sehr lange, denn vor allem wenn man das Glück hat, einiges von der Welt und anderen Kulturkreisen sehen zu dürfen, entdeckt man, dass "normal und natürlich" doch in der jeweiligen Gesellschaft sehr subjektiv ist. So werden Verhaltensweisen oder Geschehnisse  bei uns im mitteleuropäischen Raum wohl anderes bewertet und gesehen als in z.B. asiatischen Gebieten.
Darüber hinaus spielt die am meisten verbreitete Religion in der Region eine wichtige Rolle, was als natürlich oder auch normal angesehen wird.

Meiner Meinung nach leben wir alle in "zivilisierten" oder besser gesagt "kultivierten" Gesellschaften nicht mehr natürlich. Denn wir leben nicht mehr im Einklang mit der Natur. Egal ob wir uns die Nägel lackieren, schminken, Früchte von der Karibik im Winter essen oder auch Häuser bauen, wo eigentlich Sumpfgebiet ist, wir versuchen die Grenzen der Natur zu beugen. Wir gehen nicht mehr schlafen, wenn die Sonne untergeht, oder stehen im Morgengrauen auf, sondern lassen unsere zeitliche Einteilung von der Uhr bestimmen. Ist dies nun schlecht?

Auf der anderen Seite gibt es aber viele "natürliche" Erscheinungen des Menschen, die in unserer unnatürlichen Welt erst recht als abnormal und unnatürlich angesehen werden. Egal ob man sich über die Adoptions- oder Heiratsmöglichkeit für homosexuelle Paare echauffiert oder auch die künstliche Befruchtung kritisiert, transsexuelle Menschen missmutig beäugt oder polygame Lebensformen bewertet, auf einmal ist die Natur wieder Angelargument für das, wo die eigene Toleranz oder auch Bereitschaft einer emotionslosen Betrachtung Grenzen hat.

Ich persönlich empfinde, dass "natürlich" oft mit "normal" in einen Topf geworfen wird, obwohl das eine wohl kaum etwas mit dem anderen zu tun hat.

Normal bedeutet für mich der Norm entsprechend. Somit ist normal der, der einer gesellschaftlichen Norm entspricht...einer Norm, die die Mehrheit der Gesellschaft für "gut" empfindet. Ob diese jedoch tatsächlich auch "gut" ist, sei dahin gestellt, denn - um ein krasses  Beispiel zu nennen - wird z.B. die NS Zeit wohl heute anders bewertet als damals.

Ob die Norm in einer Gesellschaft tatsächlich immer natürlich ist, wage ich wohl zu bezweifeln. Vielmehr sind es die Angst der Menschen vor Neuem, die Faulheit oder auch das Desinteresse, sich mit Anderem zu beschäftigen, wie auch die Toleranz gegenüber anderen Lebensweisen, die den Blick in die Welt bestimmen.

Für mich gibt es genau einen Aspekt, der mich zu einer Bewertung von Verhaltensweisen bringen kann, nämlich der, wenn Verhaltens- oder Lebensformen darauf hin ausgerichtet sind, andere oder der Natur zu schaden. Die Massentierhaltung oder ähnliche Erscheinungen sind für mich so ein Beispiel.
Solange dies nicht der Fall ist, sollten wohl die Menschen-, Tier- und Naturliebe sowie die Toleranz, das Mitgefühl und die Offenheit im Vordergrund stehen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen mehr Weitblick für auch jene Dinge im Leben, die vielleicht als abnormal gelten und dennoch natürlich sind... denn die Spielwiese des Lebens und der Natur ist wohl bunter, als wir alle erahnen können...