Ein reger Blogleser hat versucht, mich letzte Woche davon zu überzeugen, dass "unglückliche Gedanken nicht wahr sind".
Immer interessiert an anderen Meinungen und Sichtweisen ließ ich diesen Gedanken auf mich wirken bis ich schließlich zur alles entscheidenden Frage kam: "Was ist wahr?"
Ist die Wahrheit mehr als eine subjektive Wahrnehmung der Realität? Gibt es eine Möglichkeit, etwas als "wahr" zu erkennen?
Wahrheit könnte man verschieden beschreiben...als subjektive Wirklichkeit, die aus Erfahrungen oder eigenen Meinungen resultiert, als Richtigkeit, was auch immer man unter richtig versteht, als Tatsache, sofern man dies beurteilen kann, oder auch als logischen und bewiesenen Sachverhalt, der auf messbaren Tatsachen basiert.
Somit stellen das Gegenteil von Wahrheit der Fehler, der Irrtum oder gar die Lüge dar. Doch wie genau ist es nun möglich, das eine vom anderen zu unterscheiden? Was passiert, wenn viele Wahrheiten auf Irrtümern basieren?
Ich persönlich unterscheide zwei Aspekte dazu. Der eine Ansatzpunkt betrifft die herkömmliche Lebensweise von Menschen. Oft nehmen sie etwas wahr und erzählen trotzdem etwas anderes. Dies würde ich landläufig unter einer "Lüge" verstehen. Ob man nun aus Angst lügt oder einen eigenen Vorteil davon erhofft, sei dahingestellt. Auf jeden Fall könnte man zusammenfassen, dass diese Art von Lügen dem Zweck dienen, eine nicht auf seinen Wahrnehmungen basierende Wirklichkeit zu erschaffen.
Der zweite Punkt ergibt sich aus dem Forschungsdrang des Menschen, der ständig versucht, sich, das Leben und die Welt zu erkennen. Daraus ergeben sich jene Wahrheiten, die mit seiner eigenen Wahrnehmung, Meinungen und Erfahrungen übereinstimmen. Doch kommt es nicht auch oft vor, dass diese Meinungen und damit auch die persönlichen Wahrheiten sich verändern?
Wo hört nun die Wahrheit auf und wo fängt der Irrtum an? Ist es wieder das Gefühl, das alles entscheidet, oder sind auch die Gefühle oft "irr-geleitet"? Können wir tatsächlich biochemische Prozesse in unserem Gehirn von der Ahnung nach dem "großen Ganzen" unterscheiden?
Ich glaube daran und wünsche es mir. Auch bilde ich mir ein, dass das Leben mir dies oft zeigt...doch ob es tatsächlich "wahr" ist, kann ich nicht beweisen.
Wahrscheinlich lässt sich vieles wieder auf die "nicht bewiesene Annahme einer Realität" zurückführen, die darüber entscheidet, was man in seiner Welt als wahr annimmt.
Mit dem Begriff "Wahrheit" bin ich sehr vorsichtig geworden, denn er beschreibt zu oft etwas, was man sich wünscht oder woran man glaubt. Trotzdem versuche ich unabhängig von wissenschaftlichen Sichtweisen und "Tatsachen", auf "mein Herz" zu hören, welches sich bemüht, Wunschvorstellungen und logisch verzerrte Sichtweisen als Irrtümer der Wahrheit herauszufiltern.
Oft habe ich ein subjektives Empfinden von Wahrheit, wenn ich die Natur betrachte, in den Sternen Himmel schaue, ich mich mit einem Menschen verbunden fühle, ein wohliges Kribbeln im Bauch spüre, mir ohne zu denken ein Lächeln rausrutscht, Musik höre oder ich im Tanz in die Musik und die Welt versinke.
Auch wenn vieles im Leben nicht wünschenswert ist, bin ich doch vorsichtig geworden, dies als unwahr zu bezeichnen, denn oft ist es ein Weg, seine eigene Wahrheit zu erkennen.
Vielleicht ist es mehr eine Ahnung der Wahrheit als die Wahrheit selbst, die mir auch sagt, dass jede Wahrnehmung und jeder Gedanke seine Berechtigung hat, und es umso toller ist, wenn man dadurch auch noch einem gelassenen, zufrieden Lächeln ein Stückchen näher kommt...