Montag, 1. September 2014

Die Beurteilung...


Ich empfinde unsere Welt oft geprägt von Angst. Angst sich zu öffnen und verletzt zu werden. Vielleicht gründet dieses Angst auch aus dem Mangel an Vertrauen. Vertrauen in sich selbst und anderen gegenüber, das „Gute“ voranzutreiben. 
Vor allem in letzter Zeit denke ich oft über die Dualität nach. Sie ist wohl ausschlaggebend dafür, dass wir instinktiv alles im ersten Eindruck wenn auch manchmal unbewusst bewerten. Die Dualität ist es also, die überhaupt die Möglichkeit zu einer Bewertung gibt... gut, schlecht, angenehm, unangenehm, sympathisch, unsympathisch...
Der absurde logische Gedanke, der daraus meist folgt, lässt uns fragen: „Warum streben wir nach dem „Guten“, wenn es doch auch das „Böse“ geben muss, um das „Gute“ erkennen zu können.
Die Antwort darauf ist schwer in unserer westlichen Welt zu finden, denn unabhängig davon, ob man im weltlichen Geschehen oder auch in den Religionen sucht, die meisten dieser Ideen sind von einer Bewertung der Taten geprägt.
Doch  was bewirkt eine Bewertung? Bewertungen lassen uns – meiner Meinung nach – die Welt nur aus einer bestimmten Perspektive sehen. Sie beurteilen ein Geschehen oder Menschen aus einem derzeitigen Wissensstand und aus den gemachten Erfahrungen heraus. Sie lassen keine andere Sichtweise oder Möglichkeit zu.
Seit mir dieser Mechanismus vor ein paar Jahren bewusst geworden ist, versuche ich zumindest bewusst Bewertungen zu vermeiden. Auf jeden Fall begann ich mich zu wehren, Menschen, Dinge oder auch Ereignisse gleich zu bewerten. Zu oft schien etwas offensichtlich und stellte sich im Nachhinein oder nach einiger Zeit ganz anders dar.
Doch irgendwie scheint man gefangen zu sein, zumal ja auch die eigenen Taten von der Außenwelt ständig in eine Schublade gesteckt werden.
Es fiel mir persönlich leichter, als ich mich dazu entschloss, hauptsächlich nur mehr Dinge zu tun und zu sagen, die ich wirklich so meinte, ohne damit vorrangig einen bestimmten Zweck oder Erwartung zu erfüllen.
Dennoch kränkte mich Kritik, sobald ich sie als „falsch“ interpretiert erachtet. Und da ist sie schon wieder...die Bewertung.
Mein Weg damit umzugehen war, eine Chance in der Dualität zu finden. Einige Gedanke fand ich im Buddhismus...einige aus meinem inneren Gefühl...wieder andere aus meinen  Bedürfnissen. Die Polarität stellt eine Möglichkeit  der Erkenntnis dar, wohin man gehen möchte. Sie bietet die Gelegenheit, den Weg zu sehen. Ich sehe es mehr als eine Plattform, die mir alle Möglichkeiten aufzeigt.
Doch eine frühzeitige Bewertung verstellt den Blick auf das Mögliche sondern fokussiert nur auf einen Blickwinkel. Deswegen versuche ich mehr hinzusehen ohne gleich erkennen zu wollen.

Es ist vielmehr die Wirkung der Gelassenheit einfach anzunehmen als die Sicherheit der Gewissheit, nicht falsch zu liegen, die die Seele beruhigt.

Mich hat mal jemand gefragt, ob es nicht riskant ist, meine durchaus auch intimen Gedanken in diesem Blog zu veröffentlichen. Ob ich nicht Angst hätte, dass diese gegen mich verwendet werden könnten. Ehrlich gesagt hatte ich bis vor diesem Zeitpunkt nie darüber nachgedacht. Warum sollte jene Gedanken, die – so glaube ich – niemanden willentlich verletzen – gegen mich verwendet werden?
Die Bewegründe von Menschen aus denen Bewertungen entstehen sind so vielschichtig, dass sie fast untergründlich erscheinen. Ob Sicherheit, Instinkt, Liebe, Neid oder Selbstschutz – um nur einige zu nennen – sie alle spiegeln die Annahme, die jeder Mensch für seine persönliche Realität getroffen hat, wider.
Ich wusste nicht genau, was ich mit diesem Artikel aussagen wollte. Er floss so aus mir heraus...vielleicht durch eine Begebenheit, die vor ein paar Tagen passiert ist.
Möglicherweise sind diese Zeilen der Wunsch nach Freiheit von der Logik, nach einem Miteinander ohne Angst verletzt zu werden, nach der Möglichkeit, dass es auch in unseren Breitengraden Menschen gibt, die nicht alles aus einer Berechnung heraus tun...es ist wahrscheinlich die Sehnsucht nach Offenheit in einer Welt der Begrenzung, nach Ehrlichkeit dort wo Unehrlichkeit der leichtere Weg ist und nach der Freude mit und für andere Menschen...