Mittwoch, 29. Mai 2013

Wer will findet Wege, wer nicht will Gründe...

Als ich dieses Sprichwort zum ersten Mal ausgesprochen habe, bekam ich eine liebe Nachricht von einer befreundeten Ärztin, die voll Erleichterung gemeint hat, dass dieser Satz nun endlich ihr Gefühl zum Ausdruck bringt, das sie tagtäglich hat.
Sie findet Wege für ihre PatientInnen, die ihrerseits Gründe finden, warum dies oder das nun nicht geht.

Ich glaube, dass es vielen so geht - sowohl beruflich als auch privat. Für mich persönlich hat dieser Satz  meine Weltsicht und damit meine Augen geöffnet. Ich begann mich selbst besser zu verstehen.

Es war mir immer ein Rätsel, warum oft kleine Diskussionen enorme emotionale Wellen auslösen, oder auch Wünsche und Sehnsüchte bei vielen Menschen nicht an die Oberfläche kommen. Es ist der Wille,  der vieles entscheidet.

Sobald ich will, werde ich höchstwahrscheinlich einen Weg finden. Sobald ich nicht will, werden mir tausend und ein Gründe einfallen, warum es nicht möglich ist.

Oft fragen uns Menschen, wie wir das alles schaffen...die Events, die Tanzschule, Organisation, Unterricht, körperliche Anstrengung, zwischenmenschliche Kontakte etc. Es ist der Wille, der bewegt und Energie gibt, und vor allem sind wir oft von Menschen umgeben, die auch wollen. :-) Sie wollen tanzen lernen, mit uns gemeinsam schöne Tanzabende verbringen, und sie wollen die Tanzwelt mit gestalten.

Meiner Meinung nach gibt es kaum etwas Anstrengenderes im Leben, als mit Menschen, die nicht wollen, Projekte zu verwirklichen, eine Beziehung zu führen oder auch zu diskutieren. Sobald jemand dich nicht verstehen will, wird er dich auch nicht verstehen. Wenn jemand etwas nicht ändern will, dann wirst du nicht genug Gründe finden können, um es ihm schmackhaft zu machen.

Dies soll keine Aufforderung darstellen, dass jeder alles wollen soll oder muss. Es geht nur darum, dieses Wollen zu hinterfragen, wenn man ein gemeinsames Ziel erreichen möchte. Das Wollen spielt hauptsächlich dann eine Rolle, wenn man sein Leben verändern will bzw. zwischenmenschliche Beziehungen und gemeinsame Projekte angenehm und zusammen verwirklichen möchte.

Doch warum will man nicht?
Diese Frage beschäftigt mich wirklich oft. Warum wollen viele Menschen nicht...ihr Leben genießen, ihre Träume verwirklichen, ihre Situation verändern etc.
Ist es die Bequemlichkeit oder Angst, die im Wege stehen? Hat man Angst den persönlichen Vorteil zu verlieren, oder einfach Angst vor Veränderung. Ist es vielleicht auch deswegen, weil man dann ehrlich sein müsste?

Vielleicht ist das nicht Wollen eine Kombination aus mehreren Dingen, die noch durch die Angst eines Prestigeverlustes ergänzt wird.

Wie war mein Weg heraus aus diesem Dilemma?
Seitdem mir diese Thematik bewusst ist, versuche ich in genau diesen Situationen ein gemeinsames Wollen zu finden und zu definieren. Danach müsste es möglich sein, gemeinsam die verschiedensten Wege zu definieren. Irgendwo werden sich die Wege kreuzen und damit ein Konsens möglich sein.

Somit wünschen wir uns, dass auch das gemeinsame Tanzen von diesem Prozess gekennzeichnet ist. Zusammen zu tanzen und/oder tanzen lernen zu wollen, und die verschiedensten Wege und Möglichkeiten zu finden,  diese zu respektieren und zu gehen.

Und über all diesem steht mein Lieblingsaspekt...die Aufmerksamkeit...vor allem auch dem anderen gegenüber.

5 Kommentare:

  1. Christoph Hipf Hopf29. Mai 2013 um 15:26

    Sehr interessantes Thema, sehr gut geschrieben!
    Und doch, die mir wichtiger erscheinende Frage ist, warum machen so viele Menschen Dinge, die sie doch eigentlich gar nicht wollen? Vielleicht ist eine mögliche Antwort, weil ihnen die Einsicht zu ihrem Unwillen verwehrt bleibt. Oft sind es Erwartungen oder Hoffnungen die uns Dinge tun lassen, die wir gar nicht wollen. Die es uns unmöglich machen uns ein klares Bild über unsere eigenen Situation zu machen.
    Langer Rede kurzer Sinn: Ich frag mich manchmal, ob´s nicht auf lange Sicht gesehen, schneller und leichter ist, zu Fragen was man nicht will als umgekehrt?

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  2. Vielleicht weil das Wollen nicht gleich ist? Weil die Ziele unterschiedlich sind und eigentlich Verschiedenes gewollt wird?
    Um eine Beziehung zu führen, gehört nicht nur Wollen, sondern auch Empathie und Sich-Einlassen-Können, Solidarität und auch das Einverständnis, was eine gemeinsame Beziehung eigentlich sein soll.
    Wenn Paare im Beziehungskampf stecken bleiben, liegt es vielleicht nicht immer nur am Wollen, sondern an vielen kleinen Gründen.

    viel Glück und Erfolg an Euch beide, Walter

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  3. Vielen Dank für eure Gedanken...ich stimme euch zu.
    Für mich geht es eher darum, das gemeinsame Wollen zu finden und zu definieren. Wo ist der kleinste gemeinsame Nenner, und wie können wir diesen erreichen, ohne unsere Bedürfnisse komplett vernachlässigen zu müssen, oder andere Menschen zu verletzen. Natürlich sind Empathie , Aufmerksamkeit und Toleranz Grundvoraussetzungen für ein harmonisches Miteinander, allerdings glaube ich, dass auch eine gewisse Flexibilität und Neugierde dazugehört. Ich probiere mal etwas aus oder höre mir zumindest an, was der andere vorschlägt, auch wenn ich noch keine Meinung dazu habe, oder ich selbst nie auf diese Idee gekommen wäre...den Stolz oder die Eitelkeit überwinden und nicht immer "Recht haben" zu wollen...Offenheit und auch Ehrlichkeit sind da für mich sehr wichtig...
    Es stimmt, viele (die meisten?) Menschen machen so vieles, was sie nicht wollen. Verschiedenste Beweggründe spielen da eine Rolle...deswegen finde ich persönlich viel schwieriger, das tatsächliche "Wollen" heraus zu kristalisieren... wenn es über den Weg geht, dass man erkennt, was man nicht will...ist es doch auch super...:-)

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  4. "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will." Jean-Jacques Rousseau
    Dieses Zitat habe ich seit einiger Zeit zu meinem "Lebensmotto" erkoren und es geht bedeutend besser als zuvor. Natülich gelingt es mir nicht immer, aber immer öfter. ;-)
    LG Dagmar
    Danke dir, liebe Conny für deine Gedanken und dass du uns daran teilhaben lässt - Bussi

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  5. Das gefällt mir :-) Lieben Dank für das schöne Zitat...

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