Montag, 21. November 2011

Die asymmetrische Symmetrie...oder die Balance im Leben...

Der Ausdruck "asymmetrische Symmetrie" stammt nicht von mir sondern von einem "alten" äußerst intelligenten Bekannten. Vor einigen Jahren durfte ich einen Gedanken von ihm lesen, der sich genau mit diesem Phänomen beschäftigte. Als Systemwissenschaftler fiel der Gedanke sehr genial aber natürlich auch sehr kompliziert und wissenschaftlich fundiert aus. Dennoch ging mir der Begriff seit damals nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder betrachtete ich in den letzten Jahren das Leben und die zwischenmenschlichen Beziehungen unter diesem Aspekt.

Ich weiß nicht, ob man von Klarheit sprechen kann. Auf jeden Fall wurde mir Tag für Tag und Jahr für Jahr klarer, was das Leben, die Liebe und Beziehungen aller Art oft so kompliziert erscheinen lassen. Bitte nicht falsch verstehen...noch immer ist mir vieles ein Rätsel und aus dem Staunen komme ich täglich nicht heraus. Doch schleicht sich eine Ahnung heran, die alles viel durchsichtiger erscheinen lässt.

Die "asymmetrische Symmetrie" - was ist das?
Symmetrie ist für mich die Kunst der Gleichheit und dennoch künstlich, da sie in der Natur nie hundertprozentig hergestellt werden kann. Die Asymmetrie ist für mich die Kunst der Verschiedenheit.
Somit versucht die asymmetrische Symmetrie, Gleichheit mit Verschiedenheit herzustellen.

Diese Begriffe begegnen mir oft. Zuletzt als ich von symmetrischer und asymmetrischer Kriegsführung und von symmetrischen und asymmetrischen Verschlüsselungen in Bezug auf Internet spezifische Vorgänge und Emailverkehr lesen durfte.

Doch wer kommt auf die Idee, dass auch menschliche Beziehungen davon geprägt sind?

Wären wir alle symmetrisch sprich gleich - mit gleichen Denkvorgängen, mit gleichem Aussehen etc. - wäre die Welt wohl einfacher. Jedoch sicher nicht diesselbe und wahrscheinlich auch nicht so interessant....
So streben wir in asymmetrischen Ausgangslagen (z.B. Eigenschaften, Interessen, Emotionen, Aussehen etc.) Harmonie und Ausgewogenheit, Gleichheit und Verständnis an.

Die Zusammenführung dieser scheinbar widersprüchlichen Begriffe wurde mir erstmal bewusst, als ich Streitgespräche, Konflikte oder Nörgeleien von Menschen (auch von mir ;-) beobachtete.
Zentrales Thema ist meist: "Du verstehst nicht, was Mir wichtig ist. Du machst Dinge, die mich verletzen. Du fühlst die Musik nicht so wie Ich. Du hast auf Dinge vergessen, die Mir wichtig sind. Du hast kein Bedürfnis nach meinen Bedürfnissen. etc."

Hilfreich kam für mich hinzu, dass ich fast immer das "Gute" in jedem Menschen sehe und mal prinzipiell nicht davon ausgehe, dass jemand dir wirklich etwas Böses will. Viele nennen das naiv oder blauäugig...jedoch möchte ich versuchen, diese Eigenschaft zu bewahren, da sie das Leben meiner Erfahrung nach doch etwas schöner werden läßt.

Auf jeden Fall kam mir der Gedanken....
Nehmen wir tatsächlich an, der bzw. die gegenüber möcht nicht verletzten...woher kommt dann dieser Konflikt in menschlichen Beziehungen, der oft aus Nichtigkeiten entsteht und immer größer wird? Der nicht verstehen lässt und aus einfachen Freundschaften komplexe Gebilde erwachsen lässt?

Eine gute Schule im Zuendeführen dieses Gedankens war auch die Tatsache, dass durch die Vielzahl unserer "SchülerInnen" - ich nenne sie lieber "TanzfreundInnen" - ein gleichartiges Zurückgeben von erhaltenen liebevollen Gedanken, Geschenken etc. rein praktisch nicht möglich ist.
Mich immer wieder in diesem Dilemma sehend, dass ich nicht hunderte Menschen - auch wenn ich es  doch so gerne wollte - zu Weihnachten beschenken kann, half mir ein Satz von einer SchülerIn sehr, die meinte: "Mein Geschenk für dich resultiert daraus, was du mir alles im letzten Jahr gegeben hast." Ich ihr gegeben habe? Ich hab ihr doch gar nichts geschenkt??

Da fand ich den Gedanken wieder bestätigt, dass die Symmetrie in menschlichen Beziehungen durchaus asymmetrisch hergestellt werden kann.

Ich gebe dir etwas und du gibst mir etwas komplett anderes zurück!

Im besten Falle gebe ich jeweils Dinge, die genau diesem Menschen wichtig sind, auch wenn für mich nicht so wichtig - und erhalte Dinge, die für mich wichtig sind, auch wenn sie vielleicht für einen anderen Menschen total unverständlich sind.

Die Kunst der Aufmerksamkeit ist wohl die höchste Gabe, die ein Mensch besitzen oder erstreben kann, um Beziehungen jeglicher Art harmonisch gestalten zu können.

Aufmerksam gegenüber anderen Menschen und Wünschen zu sein, um zu erkennen, was jemandem wichtig ist. Solange es nicht grundsätzlich seinen eigenen Werten widerspricht, sollte es ja nicht so schwierig und vor allem ein weitaus geringerer Energieaufwand sein, "kleine Aufmerksamkeiten" zurück zu geben, als einen energieraubenden Streit zu leben.

Aufmerksamkeit, Toleranz und Liebe sind sicher hilfreich, um Beziehungen in Balance halten zu können.

Vielleicht denkt man ja das nächste Mal daran, wenn man eine Mail eines Menschen beantwortet, weil man weiß, dass ihm eine Antwort wichtig ist (auch wenn man nur schreibt, dass eine Antwort zur Zeit nicht möglich ist) selbst dann, wenn einem selbst diese Art von Antwort unwichtig ist. ;-)

Ich denke, dass die ganze Welt nach dieser asymmetrischen Balance strebt, auch wenn sie versucht, mit Symmetrie die Asymmtrie zu bekämpfen...

Meiner Erfahrung nach, kann ich nur sagen, dass eine gelebte asymmetrische Symmetrie  in einer Beziehung, wie Dado und ich sie führen, vielleicht nicht einfacher ist,  jedoch  durchaus sehr entspannend, angenehm, liebevoll,  interessant sein kann.;-)

6 Kommentare:

  1. Danke...mit diesen Gedanken hast du mir etwas sehr schönes gegeben.......

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  2. liebe Conny, so wenig ich dich auch kenne, so gut verstehe ich deine Worte, weil sie auf meiner "Denklänge" schwelgen.... viele mögen uns zurecht als "blau äugig" abtun, ich denke, es gibt so viel Schlechtes auf der Welt, dass positive Gedanken mehr als notwendig sind.
    Wie auch immer.... ich poste eigentlich weil ich sagen will, dass es ja auch in der Kunst diese Magie der Asymmetrie gibt, in einem Proportionsverhältnis, das in jedem menschlichen Körper, in jedem Tier, in jeder Pflanze gefunden wurde, nach dem die alten Griechen ihre Tempel errichteten, nachdem Mondrian malte und (das dürfte für dich wohl am interessantesten sein) nachdem bestimmt Melodiefolgen in der Musik komponiert worden sind, das ist der Goldene Schnitt. Wenn dich diese Magie der Balance interessiert und du eine ruhige Stunde für deine innere Mitte brauchst, dann rate ich dir, lies ein Buch darüber... dieses Einheitsgefühl sich anzueignen ist besonders, war es zumindest für mich.

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  3. Liebe Conny, durch deine interessanten Gedaken mit den menschliche Beziehungen, assoziierte mich das Ganze an einen Spiegel. Einige Personen spiegeln sich in anderen, wobei man dadurch eigene Asymmetrien & Symmetrien erkennt und dessen bewusst werden kann.

    "Somit versucht die asymmetrische Symmetrie, Gleichheit mit Verschiedenheit herzustellen." Das würde aus der Spiegelsicht heißen dass die eigene Asymmetrie versucht durch der Symmetrie der anderen Person eine gewisse Erleuchtung zu finden um sich selbst eine innere Balance herzustellen.

    Öfters ist es aber auch genau die gleichheit der Ungleichheiten, genauso wie die gleichheit der Gleichheiten, die bei zwei Personen auf einander treffen und sich reflektieren.

    Denn oftmals lernt man nicht nur an positiven Beispielen unserer Mitmenschen sondern im Spiegelbild des andern... Auf diese Art und Weise helfen wir oft unbewusst anderen Menschen sich selbst zu finden indem wir nichts machen aber anscheinend nur durch unsere Anwesendheit doch so vieles für andere tun.

    Einige Personen strahlen mit ihrer Anwesenheit so viel positive Energie und Liebe aus dass keine andere Tat nötig ist. Du kriegst Geschenke an Feier- oder Geburtstagen, gibst aber dagegen täglich etwas sehr schönes zurück... :)

    Durch diese und andere Arten gewinnen Geschenke eine ganz neue Bedeutung. Denn das Glücksgefühl, Wohlbefinden, die Liebe, Harmonie und vor allem der familiäre Flair den Du&Dado uns schenkt ist mit anderen Geschenken nicht vergleichbar.
    Das Tanzen habe ich ausgelassen denn ihr beide repräsentiert es sowieso. Die anderen Eigenschaften verdienen erwähnt zu werden weil eure gelebte asymmetrische Symmetrie, aus meiner Sicht aus, auch ein Synonym, nicht nur für das Tanzen, sondern auch für Liebe, Zugehörigkeit und Familie ist.

    Einer der ersten Sätze meiner Freundin, als sie das erste mal die Tanzschule betrat: "Hier ist alles so voller Liebe." :) auch mein erster Gedanke... der blieb :)

    Die Welt wäre durchaus nicht interessant ohne der Asymmetrie. Und Partnerschaften hätten nicht die Möglichkeit durch etwas Spannung wieder die Entspanntheit zu genießen, ohne ein wenig Stress wieder sich liebevoll in die Arme zu nehmen und durch ein paar Missverständnisse das Interessante zu wecken :)

    Durch deine tollen Gedanken ziehe ich den Entschluss dass viele Unausgeglichenheiten auch etwas Positives mit sich bringen. Das Leben würde an Wert verlieren wenn alles symmetrisch wäre.

    Die asymmetrische Symmetrie hat mehr Sinn als ich am Anfang gedacht habe :) Ich dachte dass sich die zwei Wörter verlaufen haben und nicht nebeneinander gehören. Und wie sie es tun. Sie gehören sogar zueinander! Hiermit: Danke liebe Conny für deine Interpretation!! :) Dein blog und deine Gedanken sind eine Inspiration!! :)

    Vielen Dank für deine schönen Gedanken die meine ausgelöst haben ...

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  4. Liebe Conny, auch von mir ein Danke für deine berührenden Worte und inspirierenden Gedanken... und: für die schönen, lehrreichen, lustigen Stunden, die ich in Eurer Tanzschule verbringen darf :)

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  5. ...zum Kommentar über den goldenen Schnitt: im goldenen Schnitt gibt es keine Asymmetrie, sondern nur absolute Symmetrie.
    Der berühmteste Vertreter ist Leonardo da Vinci. Und es empfiehlt sich wirklich, sich da einzulesen, denn das kann Euer Leben unglaublich bereichern und viele der offenbar noch ungeklärten Gedanken dazu ins Reine bringen!
    Buchtipp: "Die Blume des Lebens" von Drunvalo Melchizedek!

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  6. Herzlichen Dank für die vielen wunderbaren Gedanken, Meinungen und Rückmeldungen. Über viele denke ich noch nach, und über manche kann ich sicher erst etwas später schreiben...

    Danke auch für den Buchtip! Werde dieses natürlich sofort lesen, weil ich schon viel darüber gehört habe und Bücher so und so liebe. ;-)

    Der "Goldene Schnitt" ging mir natürlich nicht mehr aus dem Kopf, und nachdem ich mit einigen diskutiert habe, die wirklich etwas von Architektur, Fotografie oder Malerei verstehen, bin ich mir noch nicht sicher, wo sich der "Goldene Schnitt" in meinen Gedanken über zwischenmenschichle Beziehungen findet...

    Der "Goldene Schnitt" ist ein Verhältnis zischen Proportionen, das eine besondere Harmonie herstellt, welche für das Auge, das Wohlbefinden oder einfach das Empfinden besonders angenehm ist.
    Malerei, Fotografie, Architektur und meines Wissens nach auch Feng Shui greifen diesen immer wieder auf.

    Meiner Meinung nach spiegelt dieser sowohl Asymmetrie als auch Symmetrie zu einer besonderen Harmonie wieder. Ob und inwiefern sich der "Goldene Schnitt" in meinem Gedanken der asymmetrischen Symmetrie von Beziehungen findet, kann ich noch nicht sagen...

    Aber es ist auf jeden Fall ein spannender Gedanke, der gedacht werden möchte...danke.

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