Montag, 30. Juli 2012

Das Leben und der Tod...oder die Frage nach dem Sein...

Was sind wir? Woher kommen wir? Und vor allem warum sind wir hier?

Leben, um zu sterben?
Sterben, um zu leben?

Musik, die verstummt...Zeit, die still steht.... Erinnerungen, die verblassen...

In Tagen wie diesen, an denen ich Zeit habe, meine Gedanken schweifen zu lassen, Wunderschönes wie eine Aussicht einfach nur zu betrachten und das Wort Zeit neu zu überdenken, schleicht sich auch oft ein wenig Wehmut in mein Herz. Eine Traurigkeit über nicht gelebte Momente, verstorbene Menschen, verblassende Erinnerungen und die Vergänglichkeit des Lebens.

Der Versuch, perfekte Augenblicke zu erhaschen und unvollkommene anzunehmen, erscheint mir oft wie ein Lauf gegen die Zeit, den wir nie gewinnen können.

Zeit....was ist Zeit? Warum ist die Zeit jene Konstante, mit der wir laufen, gegen die wir kämpfen und deren Existenz trotzdem fraglich ist? Ist es nur der Blickwinkel, die diese zu dem macht, wie wir sie sehen, ist es eine Täuschung, oder ist die Welt viel schlichter, als wir sie annehmen?

Schon als Kind konnte ich stundenlang die Vergänglichkeit des Lebens beweinen, obwohl ich immer schon die Ahnung in mir spürte, dass mein inneres Gefühl und meine Emotionen bzw. Gedanken nicht ganz übereinstimmen. Eine Zeit lang wollte ich sogar nicht erwachsen werden. Denn zu wachsen und sich zu entwickeln bedeutet Veränderung, und Veränderung war genau das, was mir am Schwersten gefallen ist. Jeder Moment und jeder Augenblick waren so kostbar und so einzigartig, dass ich diese einfach nicht mehr gehen lassen wollte. Erst Anfang 20, an jenem Tag, als mein Opa gestorben ist, begann ich, mich innerlich mit der Vergänglichkeit abzufinden...

Auslöser dafür war ein Traum kurz nach seinem Tod, in dem er mich aufforderte, mit ihm einen letzten Tanz zu tanzen. "Der Walzer der Liebe"...eine Meldodie, die ich noch nie vorher und nie mehr nachher gehört habe. Wir tanzten nun im Traum, und Tränen rannen mir über die Wangen..die Traurigkeit über diesen letzten Tanz...als mein Opa sagte..."Warum weinst du? Du kannst doch jederzeit mit mir tanzen?" ....dazu muss ich anmerken, dass ich im "wirklichen Leben" nie mit meinem Opa tanzen konnte, da er 11 Jahre durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt war.  Als ich total verweint aufwachte, war diesese Gefühl der Verbundeheit so stark, dass ich noch heute Gänsehaut bekomme, wenn ich an diesen Moment denke....

Dieses Erlebnis war also der Auslöser, die Begriffe "Zeit" und "Tod" komplett neu zu überdenken..

Für all jene, die ein wenig aus den gängingen Normen denken und fühlen oder auch für sehr bekannte Wissenschaftler, ist Zeit eine relative Einheit. Der Mensch erkennt etwas als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Viele, die sich jedoch mit ein wenig außernatürlichen Dingen beschäftigen, empfinden Zeit nicht nur als etwas, das vergeht. Sie empfinden alles immer da. Spüre ich z.B. einen Menschen, spüre ich alles...seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Zukunft. Es ist alles immer da. Es gibt auch verschiedenste Experimente und Zeitgedankenmodelle, die meinen, jede Zeit ist zu jeder Zeit zugänglich. Nur die Materie ist in dieser Dimension, in der wir leben, vergänglich. Genau dieser Gedanke war es, der für mich bis zu diesem Zeitpunkt mit dem Wehmut, den ich spürte, nich vereinbar war... Warum hat sich dann das Leben so etwas wie die Vergänglichkeit einfallen lassen? Was ist der Sinn davon, dass Materie entsteht und vergeht?

Bis jetzt das Vergehen eher als Feind empfunden fing ich an, Veränderung als etwas durchaus Positives zu sehen..

Welchen Antrieb hätten denn wir Menschen, Ziele zu verwirklichen, wenn wir nicht wüssten, dass unsere Zeit begrenzt ist? Ist es nicht genau jene Begrenzung, die uns dazu ermutigt, jeden Augenblick zu nützen und zu schätzen? Und ist es nicht genau das Vergessen dieser Vergänglichkeit, das uns dazu verleitet, Momente zu verschwenden, Augenblicke nicht zu genießen und das Leben zu vertrödeln?

Entwicklung und Evolution wären nicht möglich, wenn nicht Neues entstehen und Altes vergehen würde..und sind es nicht auch die Erfahrungen und Erinnerungen vergangener Generationen, die die Welt vorantreiben?

Etwas direkt und ungeschönt ausgdrückt: "Der Tod macht Platz für Neues."


Gerade deswegen stellt sich für mich die Frage, warum Menschen oft so unglücklich sind? Warum scheiden manche Menschen mit einem Lächeln aus dem Leben, und warum blicken manche verbittert dem Leben hinterher?

Genau zu dieser Frage passend, habe ich vor Kurzem ein Buch glesen, das ich wirklich sehr empfehlen kann: "Die fünf Geheimnisse, die Sie entdecken sollten, bevor Sie sterben." von John Izzo
Ein Buch, das mir aus der Seele spricht...und die Frage aufwirft..."Was kann ich schon jetzt dafür tun, dass ich auch einmal mit einem Lächeln und nicht mit Verbitterung dem Tod entgegenblicke?"

Wir wissen nicht, wieviel Zeit uns noch bleibt...ist nicht dann genau dieser Moment der richtige, um sein Innerstes zu öffnen, seiner Berufung zu folgen, das nicht-gesprochene Wort auszusprechen, die Liebe zu schenken und das Leben zu genießen?

So lerne ich Tag für Tag, meinen Menschenverstand mit meinem inneren Gefühl und der Ahnung nach dem großen Ganzen zu verknüpfen...die Liebe und das Schöne zu leben, die Momente zu genießen, den Augenblick zu schätzen, voll Dankbarkeit meinen Mitmenschen in die Augen zu sehen, und ich freue mich, wenn wir durch unsere Leidenschaft,  ein wenig Glück, Freude, und Liebe in die Welt streuen, und auch nur einen Menschen dazu ermutigen, öfter auf sein Inneres zu hören...

Wir können vielleicht nicht Wissen, warum die Welt - so wie sie ist existiert - aber wir können unseren Ahnungen folgen und jeden Moment das Lächeln suchen...






5 Kommentare:

  1. Hallo liebe Conny,

    danke für diese schönen, sehr persönlichen und mutigen Zeilen. In der heutigen Gesellschaft ist das Thema "Tod" leider ein Tabu über das kaum jemand sprechen möchte. Für die meisten Menschen ist er negativ behaftet, was verständlich ist, denn er ist mit viel Leid und Schmerz verbunden. Und dennoch, Leben und Tod sind untrennbar miteinander verbunden und jeder muß irgendwann einen Weg finden, sich damit auseinanderzusetzen.

    Auch ich habe mich das erste Mal näher damit beschäftigt, als mein Großvater 2002 gestorben ist. Er war mein Lebensmensch und ich konnte mir ein Leben ohne ihn gar nicht vorstellen. Er war es auch, der mir das Tanzen näher gebracht hat und mir gezeigt hat, dass es hier um soviel mehr geht, als Schrittkombinationen zu lernen und sich zur Musik zu bewegen.

    Nach seinem Tod habe ich mir die Frage gestellt, warum bin ich eigentlich hier? Was ist der Sinn meines Lebens bzw. des Lebens an sich? Was macht es für einen Sinn, wenn Dir Menschen, die Du liebst genommen werden? Warum dieses ganze Leid?
    Und die Antwort, die ich bekommen habe, ist eine ganz simple - weil es so sein muß. Der Sinn meines Lebens ist mein Leben. Aus diesem Grund bin ich da, weil alles genauso kommen mußte, wie es bis jetzt war. Und irgendwann muß ich Platz machen für jemand anderen, der wieder Aufgaben zu erfüllen hat. Der Tod gehört also zum Leben und ist dafür da, die Ordnung im Universum aufrecht zu erhalten. Durch diese Erkenntnis fällt es mir leichter, damit umzugehen. Ich bin dankbar dafür, hier zu sein, dankbar dafür, all das erlebt zu haben und noch mehr erleben zu dürfen. Dankbar für all meine Freunde, meine Familie und die Menschen, die in mein Leben kommen, auch, wenn sie nur kurz Wegbegleiter sein mögen. Der Tod zeigt uns, dass alles einmal ein Ende hat, umso wichtiger ist es deshalb, all unsere Träume zu leben und unsere Wünsche zu verwirklichen. Und zwar jetzt, und nicht irgendwann, denn niemand weiß, ob es das Irgendwann jemals geben wird.

    Die berufsbedingte Konfrontation mit dem Thema , speziell die Euthanasie, hat es notwendig gemacht, dieses aus mehreren Perspektiven zu betrachten. Es ist emotionale Schwerstarbeit, geht nicht spurlos an einem vorüber, aber es bringt einen immer wieder zu dem Punkt zurück, sich Gedanken darüber zu machen, was wirklich wichtig ist im Leben. Und das wiederum ist essentiell für unser Leben.

    So zu sein und zu denken, wie Du, liebe Conny, ist eine Gabe, ein Geschenk. Jeder, der Dich kennenlernen darf, darf sich glücklich schätzen. Du schreibst mit soviel Herz und Gefühl und gibst damit soviel - Du bist ein ganz besonderer Mensch, darauf kannst Du sehr stolz sein.

    Alles Liebe, Claudia

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  2. Liebe Claudia!

    Herzlichen Dank für die lieben und immer so treffenden Worte. Auch ich bewundere deine Gedanken sehr und schätze mich glücklich, daran teilhaben zu dürfen.

    Es ist so schön zu lesen, dass es Menschen gibt, die mit mir diese Gedanken weiterspinnen, denn ich habe auch schon einige kennengelernt, die diese sehr anstrengend empfunden haben. :-)
    Somit freue ich mich sehr, wenn wir uns noch weiter austauschen...

    alles Liebe und einen wunderschönen Sommer,
    Conny

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  3. Ja...kommt mir bekannt vor. "Fängst du schon wieder an, zu philosophieren?" höre ich meistens, wenn ich laut über diese Dinge nachdenke - und das bedeutet, ich soll diese Gedanken für mich behalten und meine Umgebung nicht damit nerven. Manchmal habe ich das Gefühl, für viele besteht der Sinn des Lebens nur darin, möglichst viel Spass (auch auf Kosten Anderer) zu haben, zu shoppen etc. Sie bewegen sich auf der Oberfläche, führen nur Smalltalk und sind oft nicht wirklich beziehungsfähig. Was heute interessant ist, wird morgen schon verworfen, Tiere wieder weggegeben, Partner ausgetauscht...
    Ich freue mich sehr, dich kennengelernt zu haben! Anscheinend haben wir mehr gemeinsam als unseren Geburtstag ;-)

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    1. Liebe Maria!
      Vielen Dank für deine Zeilen!
      Ja, es ist manchmal nicht einfach, in dieser schnelllebigen Zeit nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
      Und auch meiner Erfahrung nach gibt es nicht viele Menschen, die oft über diese Themen sprechen.
      Aber meiner Meinung nach sind es gerade der Austausch und die Sicherheit, dass man nicht alleine ist, die das Leben und auch jene Themen angenehmer machen.
      Bin auch sehr froh, dich zu kennen.
      Alle Liebe und bis hoffentlich bald,
      Conny

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