Montag, 21. Oktober 2013

Sehnsucht...

...nach dem Leben...

Ich persönlich glaube, dass uns die Sehnsucht im Leben antreibt. Antreibt, weiter zu suchen, weiter zu probieren, weiter zu leben. Behaupten nun viele verschiedene Lehren, dass es wohl das Ziel im Leben sei, nichts mehr zu wollen sondern den "Status quo" zu genießen, so meine ich, dass die Sehnsucht der Menschen unsere Welt bewegt.

Ob das nun "gut" oder "schlecht" ist, kann ich nicht beurteilen, doch vor allem in stressigen Zeiten wie diesen stelle ich mir die Alternativen vor.

Wir würden heute nicht mit dem Flugzeug reisen, hätte es die Sehnsucht nach dem Fliegen nicht gegeben. Der Wunsch nach globalen Austausch schuf das Internet und die Telefonie. Die Sehnsucht nach der Ferne die Schifffahrt, das Auto usw. Man könnte diese Liste noch endlos fortsetzen.

Im Gegenzug dazu blieb das Leben in Gebieten der Erde einfacher, in denen dieses globale Denken nicht so präsent war. So gibt es einige Urstämme, die sich anscheinend nicht fragen, was außerhalb ihres bekannten Gebietes ist, und auch in Teilen von Asien, in denen der Buddhismus eine große Rolle spielt, ist die "Einfachheit" des Lebens wohl der Antrieb. Natürlich gibt es dann auch noch jene Erdteile, die durch die Armut gezwungen sind, aus dem "Bekannten" das Beste zu machen.

Wer ist zufriedener? Der, den die Sehnsucht antreibt, der zuweilen gehetzt durchs Leben läuft, oder jener, der zwar oft schwer arbeitet, aber auch die Ruhe, das "Sein", einfach erleben kann?

Ich frage mich oft selbst, ob die Sehnsucht nach "mehr" im Leben, das ist, was das Leben ausmacht? Und mit dem "Mehr" meine ich auf keinen Fall Geld!

Vielleicht geht es bei der Sehnsucht viel mehr um den Sinn im Leben. Ich denke, dass man die gesamten Sehnsüchte auf die Sehnsucht nach dem Sinn zusammen fassen kann. Nach dem Sinn, warum wir auf dieser Welt sind und warum wir von dieser Welt wieder gehen.

Dies Suche nach dem Sinn ist das, was meiner Meinung nach jeden von uns antreibt. Egal ob durch einen Glauben gestärkt, durch Träume bewegt oder für manche sicher auch durch Freiheit, Geld oder  Macht motiviert, letzten  Endes ist es die Bestätigung der eigenen Existenz, die wir uns herbei sehnen.

Wer kennt nicht das gute Gefühl, wenn man etwas abgeschlossen, vollbracht oder gleistet hat. Diese Gefühl nährt den Glauben an sich selbst und stärkt die Vermutung, dass jeder einzelne von uns einen unersetzlichen Miniteil in diesem Universum ausmacht.

Oft endet diese Sehnsucht mit dem frühen Tod, da die Suche nach dem Sinn unsere Kräfte übersteigt. Sei es, dass wir unsere Gesundheit mit zu viel Arbeit, Leistung oder Süchten aufs Spiel setzen, sei es, dass wir an Träume glauben, die uns schlussendlich zerstören, oder sei es, dass wir uns vor Versagensangst nicht zutrauen, unsere Gefühle, unsere Überzeugungen und unsere tatsächliche Sehnsüchte zu leben.

Vielfach höre ich dann, dass die Existenz von Kindern tröstet. Abgesehen davon, dass Kinder wunderbar die Kostbarkeit und Freude des Moments schulen und die reine Liebe verkörpern, geben sie anscheinend den Eltern die Gewissheit bzw. Hoffnung, dass etwas von ihnen auch nach dem Verlassen dieser Erde auf der Welt bleibt. Somit noch etwas Unvollendetes fortgesetzt werden kann...
Dennoch frage ich mich, ob diese beiden Gedanken in sich verwoben werden sollten? Definieren Kinder unseren Lebenssinn?

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich liebe Kinder, bin dankbar für unsere Familien und bewundere vor allem jene, die Kindern durch viel Liebe einen "schönen" Start ins Leben ermöglichen. Auch ich bin der Überzeugung, dass Kinder, Familie und Freunde wohl das Wichtigste im Leben sind. Und gerade deswegen hadere ich ein wenig mit dem Gedanken, sich über Kinder selbst zu definieren...

Vor allem in letzter Zeit komme ich oft mit Menschen in Kontakt, die schwer krank sind, oder mich erreichen Traueranzeigen über "zu früh" verstorbene Menschen. Ich treffe täglich Männer und Frauen in der Tanzschule, die wissentlich ein Leben leben, das sie eigentlich gar nicht möchten oder jene, die nicht ihrem Innersten folgen können.

Diese Momente machen mich sehr traurig und ich frage mich in diesem Augenblicken selbst, wie sehe ich mein/unser Leben. Sind wir noch auf dem "richtigen" Weg, oder haben wir bereits eine Abzweigung verpasst?

Obwohl mir bewusst ist, dass wir in unserem Fall ein Leben führen, dass wohl auch seine Kompromisse fordert, sehe ich nur wenige Alternativen. Denn der Tanz ist für uns einer jener Bereiche, der auch in der schnelllebigen und digitalen Welt von heute, den Kontakt mit seinem Innersten aber auch mit dem Umwelt fördert, und somit auch Freude in die Welt streut. Tanz ist genauso eine Kunst wie z.B. Musik und Malen.
Er setzt eine echte Begegnung voraus, und bewegt durch die Musik treten wir in Kontakt mit unserem Körper, mit unseren Sehnsüchten und mit unserem Partner.

Vielleicht sind es  wie die Kinder auch die "Künste", die diese Welt oder unser Leben dennoch in Balance halten. Die Kunst, die dem Menschen hilft, sein Innerstes nach Außen zu kehren, hilft damit, sich selbst zu erkennen.
Nützt man diese Momente gut, so hat man meiner Meinung nach eine Chance, obwohl durch die Sehnsüchte gleitet, die Ruhe und den Sinn in sich selbst zumindest in Augenblicken zu erkennen.

Auch wir leben einen Versuch und werden wohl erst am Ende sehen können, ob wir eine Ahnung vom Lebenssinn erhaschen konnten...

Ich wünsche uns allen viele zufriedene Momente, die die Liebe und Sehnsüchte ins uns vereinen und so die Ruhe in uns fördern.

Wir persönlich finden diese Momente oft im Tanz und freuen uns, dass wir dieses Gefühl ein Stückchen weiter geben dürfen...





3 Kommentare:

  1. Liebe Conny,

    wie jedes Mal, war es auch diesmal wieder bereichernd deine Zeilen zu lesen. Ich finde es schön, dass du die Sehnsucht nach Etwas als Motivator für Errungenschaften siehst. Wahrscheinlich hast du zum Teil auch recht. Vielleicht macht mich mein fortgeschrittenes Alter auch ein wenig stumpfer oder realistischer ;-). Der Motivator der schon immer zu neuen Errungenschaften geführt hat war Großteils die Gier. Die Gier nach Gold und Gewürzen, die Gier nach Rohstoffen, die Gier nach Geld in unserer Zeit.
    Und dennoch, es bleibt die Frage "Warum sind wir." Ich persönlich glaube ja, wir sind aus demselben Grund aus dem ein Bakterium, eine Amöbe, ein Fisch, - grob gesagt sämtliches Leben auf diesem Planeten existiert. Der Unterschied ist nur unser Gehirn. Ein "Wunder" der Evolution - oder eine "Geissel" je nach Sichtweise. Wir werden geboren, wir leben, wir sterben. Letztlich doch um unser eigenes und das Leben unserer näheren Mitmenschen zu bereichern. Wir sind lediglich ein Wimpernschlag im Leben unseres Planeten. Auch wenn wir alle Meere radioaktiv kontaminieren, sämtliche Lebewesen auf dem Planeten (inklusive uns selbst) ausrotten. Innerhalb kürzester Zeit (ca. 500.000 - 700.000 Jahre) wird der Planet wieder neue Lebensformen hervorbringen.

    Also, wo liegt der Sinn in unserem Leben, in unserem Handeln wenn nicht im Augenblick?

    Ich kann nicht sagen, ob ich mich besser fühle weil ich meinen biologischen Zweck erfüllt und meinen genetischen Pool weitergegeben habe. Ob es ein besseres Gefühl ist zu wissen "Ein Teil von mir lebt weiter". Ich bin kein Genetiker, daher kann ich auch nicht sagen wie Maßgeblich die Abweichungen sind, die meine Kinder als meine Kinder definieren. Vielleicht ist es ja auch etwas was entwickelt/entdeckt wurde, um genau diesen Wunsch nach "Unsterblichkeit" zu befriedigen. Vielleicht wollen wir uns einreden durch unsere Kinder, und deren Kinder und Kindeskinder unsterblich zu sein.

    Doch zurück zu deinem Thema :-) (wie immer schweife ich ab).

    Ich hab den Eindruck, ihr zwei habt eure Sehnsucht gefunden. Den Tanz/das Tanzen. Oder nicht? Beneidenswert. Ich bin noch davon entfernt. Sie zeichnet sich am Horizont ab, jedoch bin ich noch zu sehr in meinem Leben gefangen.

    Wie ist es wenn man sie erreicht? Ist man sich dessen bewußt? Was bleibt dann noch, woraus erfolgt der weitere Antrieb? Oder ist das Leben der Sehnsucht Antrieb genug? - Oder liege ich ganz falsch?

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  2. Hallo lieber Manfred!
    Danke für diesen wundervollen Kommentar. Werde noch eine Zeit lang darüber nachdenken. :-) Du bist wirklich eine Bereicherung für diesen Blog...vielen lieben Dank:-)

    Mein Statement wird ein paar Tage dauern...
    alles Liebe und bis hoffentlich bald...

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  3. Lieber Manfred!
    Ich hatte nun ein wenig Zeit über deine Zeilen nachzudenken. Wie du vielleicht schon selbst gelesen hast, gehe auch ich gedanklich durch eine turbulente Zeit. ;-) Was wiederum meine Zweifel in unterschiedlichen Themen aufflackern lässt.
    Ich sehe mittlerweile das Leben fast aus zwei Perspektiven. Ob das gesund ist, kann ich nicht sagen- ;-)

    Die eine Perspektive beschäftigt sich mit dem "offensichtlichen" Leben. Mit all den Menschen, die dazu gehören, mit den Systemen, die dieses erhalten, mit einer Art von "Spiel", welches daraus resultiert. Ich meine das jetzt überhaupt nicht negativ, sondern vielmehr interessant.

    Die zweite Perspektive ist eine Ahnung, die sich immer wieder unterschiedlich zeigt.Es ist ein Gefühl, dass sich meist dann zeigt, wenn wir vollkommen in im Tanz aufgehen, wenn Ereignisse eintreten, die alles als großes Ganzes wirken lassen, oder wenn ich mit Menschen in Kontakt komme, die etwas Sonderbares in mir auslösen.

    Seine Berufung und damit auch einen Teil der Sehnsucht im Leben zu finden, hilft sicher das Leben zu genießen und mit einem größeren Vertrauen, dem "Nichtwissen" entgegen zu treten.
    Meiner Erfahrung nach schützt es jedoch nicht vor Fragen. Denn je mehr man sich im Leben fallen lassen kann, desto "härter" werden auch viele Diskrepanzen spürbar, die sich daraus ergeben.

    Mittlerweile sehe ich es als mein Ziel, meine Seele, meinen Geist, meinen Verstand und meinen Körper gesund zu erhalten und versuche, auch meinen Mitmenschen gegenüber möglichst offen und unterschützend gegenüber zu treten. Es erscheint mir sinnvoll, da ich alles davon als Geschenk sehe.
    Deswegen habe ich mich auch entschieden, meine Sehnsucht zum Beruf zu machen, deswegen bin ich dankbar, einen unterstützenden Partner an meiner Seite zu haben, deswegen schreibe ich diesen Blog, deswegen sage ich, was ich denke und versuche so oft wie möglich authentisch zu sein. Es gibt immer wieder Momente, bei denen es um "zu tun als ob geht". Dieser werden mir zunehmend unerträglich...und oft kämpfe ich mit dem Unverständnis darüber, warum das Menschen sich selbst antun...

    Vermissen dich schon sehr in der TS...hoffe, es geht dir gut...
    alles Liebe
    Conny

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