Samstag, 2. Februar 2013

Selbstüberschätzung...Körper vs. Geist

Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, so krank gewesen zu sein. Somit ist mein letztes hohes Fieber sicher schon über 10 Jahre her. Aber irgendwann erwischt es dich dann doch. Auf der einen Seite war ich ein wenig überrascht, weil ich mich so gut und kraftvoll gefühlt habe, aber auf der anderen Seite war es eigentlich vorhersehbar... ich habe mich selbst überschätzt...

Es hilft nichts, wenn der Geist ohne Rücksicht auf den Körper, der in dieser Dimension lebt, grenzenlos ist.
Ein grenzenloser Geist hilft nur dann, wenn Körper und Geist im Einklang stehen...sozusagen als Spiegel füreinander dienen.

Nach den letzten Monaten brauchte ich mental eine Abwechslung. Deswegen beschlossen wir kurzerhand nach dem Ball der Technik an unseren zwei freien Tagen nach Triest zu fahren. Irgendwie war mir bei der Abfahrt schon klar, dass ich etwas übersehen habe. Trotz schöner Stunden in Triest kam ich krank zurück. Mental ging es mir zwar wieder gut, und wir haben geschafft, ein wenig unseren Blickwinkel zu verändern, aber mein Körper war müde und bekam nicht die nötige Ruhe. Die nötigen herumschwirrenden Viren gaben dann den letzten Rest und ich wurde aus dem Alltag gezogen. Ein Aufschrei des Körpers, der mich nun schon seit fast einer Woche ans Bett fesselt...

So reumütig und unfähig hatte ich natürlich auch viel Zeit nachzudenken und da kamen mir folgende Gedanken...

Ich glaube, dass viele kreative Menschen, Künstler oder auch geistig sehr aktive Menschen das Problem haben, dass sie von Zeit zu Zeit in ihrer Kreativität und ihren Gedanken auf den Körper vergessen. Sie glauben, dass der Körper die gleichen Fähigkeiten besitzt wie ihr Geist. In vielen Aspekten mag das wohl möglich sein, doch lebt der Geist durch seine Beschaffenheit an sich wohl doch in einer anderen Dimension als unser Körper.
Den Körper seinem Geist folgen zu lassen, mag durch Training und Aufmerksamkeit möglich sein. Bis wohin...kann ich selbst nur schwer erahnen..
Yogis, buddhistische Mönche, Fakire und viele andere zeigen, was denn alles möglich wäre...

Genauso gib es aber auch Menschen, die zwar topfit sind und auf ihren Körper achten, jedoch auf ihren Geist..ihre Psyche vergessen. Wie bei Burnout & Co wurde meist zu wenig auf seinen Geist, seine Seele gehört. Der Körper gesund, die Psyche krank...

Wahrscheinlich strahlt wohl das eine auf das andere unweigerlich aus. Meist ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich eine kranke Psyche auf den Körper auswirkt und umgekehrt.

Weder beim einen noch beim anderen Beispiel kann über lange Zeit, Leistung für sich zufriedenstellend erbracht werden. Denn Leistung setzt die "gesunde" Beeinflussung von Körper und Geist voraus, um auch über lange Zeit "glücklich" und "zufrieden" zu sein, bzw. seine Substanz und damit auch seine Lebensdauer nicht bewusst und willentlich zu verkürzen.

Ist eines davon in Ungleichgewicht, wird das Leben beeinflusst... Aus diesem Grund sollten wohl beide Teile unsere Aufmerksamkeit gleichermaßen bekommen.

Genauso sehen wir das beim Tanzen....das Streben, den Tanz im Einklang von Körper und Geist zu erleben.
Bitte diesen Satz nicht falsch verstehen...Tanzen ist immer möglich, ob fit im Körper und Geist oder nicht...aber das Entdecken der geistigen Freiheit kombiniert mit der sanften Überwindung von körperlichen Barrieren, dem Entdecken seiner ganz persönlichen körperlichen Fähigkeiten erleichtert, der Musik, tänzerisch Ausdruck zu verleihen..

Tanz trainiert den Körper und ist Balsam für die Seele...

Passt alles zusammen und harmoniert...ist es der Perfektion nahe...

Aus diesen Gedanken heraus habe ich mich gefragt, ob wir Menschen uns irgendwann einmal auflösen könnten. Ob das "Immaterialisieren" wie z.B. das Beamen möglich wären, und der Geist doch tatsächlich über den Körper "gewinnen" könnte...
Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das für uns Menschen nicht möglich sein wird. Ich meine, es kann schon möglich sein - rein geistig - aber dann sitzt unser Körper irgendwo verlassen vom Geist.

Natürlich ist das Leben mit allem möglich. Auch ein wacher Geist in einem kranken Körper, oder ein kranker Geist in einem gesunden Körper kann leben. Doch ist es nicht der Einklang von beiden im Rahmen seiner persönlichen Möglichkeiten, die kongeniale individuelle Verbindung, die wir anstreben sollten?
Bedeutet nicht das eine zu vergessen, dem anderen nicht die optimale Unterstützung zu bieten?

Deswegen sehe ich die Selbstüberschätzung bzw. die Selbstgeringschätzung egal ob geistig oder körperlich als schlimmste "Feinde" des Menschen. Denn durch Selbstüberschätzung, schätze ich wichtige Dinge gleichermaßen zu gering ein und umgekehrt.

Und wenn man glaubt, am stärksten zu sein, ist man eigentlich am schwächsten, weil man in diesen  zur Selbstüberschätzung und auch zur Eitelkeit neigt und dadurch angreifbar wird...wann wird unvorsichtig...

Somit ist die Perfektion, der Moment, der dir perfekt erscheint, wohl nur kurz "gesund". Das Verlieren der Balance wohl nötig, um "bescheiden" zu bleiben. Denn wie in einem Kreislauf bringen nur die Bodenständigkeit und die Bescheidenheit uns der Perfektion am nächsten.

In diesem Sinne bedeutet für mich, Harmonie zu leben, sich weder zu unter- noch zu überschätzen, sondern bescheiden seine Stärken zu leben.

Ich bin demütig, dankbar und froh, das durch eine "Grippe" lernen zu dürfen...



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