Dienstag, 11. September 2012

Kommunikation oder die Kunst des Missverstehens


Die Welt der Kommunikation ist so vielschichtig, dass man meinen könnte, einem kleinen Universum inmitten der großen Welt zu begegnen.
Wir kommunizieren immer und überall ob mit Worten, Körpersprache, Blicken, Gedanken oder Taten, wir stehen im ständigen Austausch mit unserer Umwelt und den Menschen, die uns umgeben. Und obwohl man glauben könnte, dass diese ständige Kommunikation uns im Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln schult, uns richtig auszudrücken und unsere Anliegen, Gefühle oder Gedanken zu vermitteln, erweckt das Miteinander doch oft den Eindruck, jeder Mensch lebe in einem abgeschirmten Kosmos, welcher die eingehende und ausgehende Kommunikation nach seinen Wünschen und Vorstellungen filtert.

Gibt es nun DIE Kommunikation, die objektiv neutrale Fakten aussendet und auf der anderen Seite ohne Interpretation empfangen wird? Ist es möglich, dass sich zwei Menschen wirklich aufgrund des ausgesprochenen Wortes verstehen und gleich empfinden?  Oder ist es immer nur eine Ahnung, die uns im Glauben lässt, dass der andere uns wirklich versteht, und wir eine Information tatsächlich so aufgenommen haben, wie es der Sender wollte?

In den letzten Jahren habe ich mich mit diversen Kommunikationstheorien beschäftigt und versucht verschiedenste Meinungen und Ansichten in meinem gesprochenen Wort umzusetzen. Obwohl ich von mir sagen kann, ein durchaus kommunikativer Mensch zu sein, stoße auch ich oft an meine Grenzen. Kommunikation ist anstrengend, vor allem jene, die sich bemüht, den anderen tatsächlich zu verstehen und in sich selbst Einblick zu gewähren. Das aktive Zuhören, bei dem man sich ganz auf den anderen konzentriert, verschiedenste Informationen wiederholt, um sicher zu gehen, die Worte in den vom anderen gewollten Weg verarbeitet zu haben, ist eine Kunst, die täglich verfeinert werden will.

Ich beobachte gerne…Situationen, Menschen, Taten und Verhaltensweisen...ich höre gerne zu, was Menschen zu erzählen haben, und natürlich rede ich auch gerne. Diese Fakten zusammengenommen ergaben für mich ein neues Bild der Kommunikation. Ich machte es mir zum Hobby, das gesprochene Wort mit der Körpersprache und den Beobachtungen zu vergleichen.  Das ist kein Prozess, den ich bewusst begonnen habe sondern vielmehr eine Sache ganz nebenbei, die sich aus meiner Lebensweise ergeben hat.  Vor allem der Tanz und der ständige Umgang mit vielen Menschen, schulten mich, immer genauer hinzusehen.
Die Worte sind oft eine Hilfestellung aber oft auch so nichtssagend. Erst jetzt nach einigen Jahren kann ich sehen, welche Worte welche heutigen Situationen ergaben. Welches Tanzverhalten sich im Laufe der Jahre  im Umgang mit den Mitmenschen auswirkt. Und gerade diese Resultate waren es, die mich lehrten, dem Gefühl, meinen Beobachtungen, der Körpersprache und vor allem dem Tanz vielmehr zu vertrauen, als den Worten, die aus dem Mund fließen.
Erst jetzt getraue ich mich zu behaupten, dass der Tanz eine weitaus unterschätzte Kommunikationsform ist.  Denn der Tanz und die Körperbewegung sind schwer zu belügen…besser gesagt sie können schwer lügen.  Tanz ist nicht die einzige Form zu kommunizieren aber sicher eine Form, bei der Gedanken und innere Einstellungen schwer versteckt werden können. Der Tanz macht das Verstehen oder Missverstehen einfacher.

Vielleicht ist es gerade dieser Aspekt, der den Tanz vor allem für Paare  oder auch für sensible Menschen so herausfordernd macht. Neue Bewegungsmuster zu erlernen, bedeutet sich selbst weiterzuentwickeln. Wie ein Kind, das gehen lernt, liegt es auch beim erwachsenen Menschen daran, seinen Instinkten zu vertrauen. Sich in Rhythmen hineinfühlen zu können, bedingt die Offenheit, den Rhythmus in sein Herz zu lassen, sein Innerstes berühren zu lassen.

Vor allem der Tanz hat mich gelehrt, dass Offenheit die Grundvoraussetzung jeder gelungenen Kommunikation ist. Genauso wie Offenheit das Bewegungsgefühl und seinen Rhythmus bereichert.

Nach zwei Wochen intensivem Dancecamp durften wir miterleben, wie die Schulung der Offenheit und der Sensiblilisierung nicht nur die Bewegung sondern auch den Umgang miteinander und die Kommunikation beeinflussten....

In diesem Sinne freuen wir uns schon sehr auf die neue Tanzsaison, auf viel Kommunikation, Austausch und gegenseitige Bereicherung…

6 Kommentare:

  1. Für alle, die die letzten beiden Absätze auch nur in Hieroglyphen sehen (wird noch korrigiert):

    Neue Bewegungsmuster zu erlernen, bedeutet sich selbst weiterzuentwickeln. Wie ein Kind, das gehen lernt, liegt es auch beim erwachsenen Menschen daran, seinen Instinkten zu vertrauen. Sich in Rhythmen hineinfühlen zu können, bedingt die Offenheit, den Rhythmus in sein Herz zu lassen, sein Innerstes berühren zu lassen.

    Vor allem der Tanz hat mich gelehrt, dass Offenheit die Grundvoraussetzung jeder gelungenen Kommunikation ist. Genauso wie Offenheit das Bewegungsgefühl und seinen Rhythmus bereichert.

    Nach zwei Wochen intensivem Dancecamp durften wir miterleben, wie die Schulung der Offenheit und der Sensiblilisierung nicht nur die Bewegung sondern auch den Umgang miteinander und die Kommunikation beeinflussten....

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  2. Und ich dachte schon Conny möchte uns mit einer neuen Form der Kommunikation herausfordern :-).

    Und wieder einmal hast du, liebe Conny, einen sehr interessanten (wenn nicht den interessanten) Aspekt des sozialen Zusammenlebens aufgegriffen. Gesprochene Kommunikation. Meiner Ansicht nach eine der Hauptgeisseln der Menschheit. Allein schon all die verschiedenen Sprachen und die Differenzen und Verwechslungsmöglichkeiten bei der Übersetzung. Und auch in der eigenen Muttersprache - so viele Möglichkeiten von Missverständnissen.

    All meine Erfahrungen bestätigen die Theorie, dass in der gesprochenen Kommunikatioin 30% Inhalt und 70% Interpretation vorkommen. So wird alles was gesagt wird von der eigenen Einstellung, den eigenen Wünschen und Erwartungen geprägt. Wundervoll zu beobachten in der wohl schönsten Spielart - dem Flirt.

    Mein Beruf bedingt an sich schon einen intensiven Umgang mit der verbalen Kommunikation, ein intensiver Umgang mit der Körpersprache bildet dazu das i-Tüpfelchen. Daher lese ich auch immer wieder gerne den "Großmeister" dieser Form. Sammy Molcho wird dir wohl ein Begriff sein.

    Die Lüge kam erst mit dem gesprochenen Wort. Der Körper lügt nicht - auch wenn es in der Realität selten so offensichtlich ist wie in "Lie to me" ;-).

    Ach, es gäbe dazu noch so vieles zu sagen. Doch wiedermal hab ich das Gefühl den Rahmen hier zu sprengen.

    Vielleicht könnt ihr ja einen offenen Kamin in der Tanzschule installieren (auch wenns nur Fake wäre ;-) ). Da könnten wir dann im Winter davor sitzen und all die Gedanken bis in die frühen Morgenstunden erörtern. :-)

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  3. Sag mal Dash, ist das Eure neue Schrift in Ceylon? :D

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  4. Hallo liebe Conny,

    danke, dass Du uns wieder an Deinen Gedanken teilhaben läßt. Ich kann Deine Worte nur unterstreichen. Ich beschäftige mich schon länger mit diesem Thema und hab schon öfter meine Gedanken schweifen lassen. Gerade das Thema Kommunikation ist ein unumgängliches im täglichen Umgang mit Menschen.

    Wer von uns lässt sich nicht begeistern von tollen Reden eloquenter Menschen, vor allem, wenn sie mit Herz und Humor gewürzt sind? Wer von uns ist nicht an den Lippen der Großeltern oder Eltern gehangen, wenn sie von den alten Zeiten erzählt oder von Erlebnissen früherer Tage gesprochen haben? Jeder von uns freut sich darüber, selber über Erlebtes sprechen oder Erfahrungen austauschen zu können….
    Kommunikation ist essentiell für unser Leben. Wir brauchen sie, wie die Luft zum Atmen. Sie findet auf verschiedenen Ebenen statt, die mit Worten macht uns Menschen aus, ist für uns aber bei weitem nicht die einzige Art und Weise, sich zu verständigen.
    Die Basis, um miteinander zu kommunizieren, sich auszudrücken, seine Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, ist uns von Kind an gegeben, und wird durch unser Umfeld, Beobachtungen, Erlebnisse und andere Lernprozesse erweitert und geformt. Vor allem unser soziales Umfeld hat großen Einfluß darauf, wie sich unsere Kommunikationsfähigkeit im Laufe der Zeit entwickelt.
    Respekt, Wertschätzung und Toleranz stehen in engem Zusammenhang mit dieser. Denn nur wenn man diese Voraussetzungen mit bringt, ist es möglich, gut miteinander zu kommunizieren.
    Ohne die Kunst, zuhören zu können, vor allem genau HINzuhören, ist gute Kommunikation auch nicht möglich.

    In meinem Beruf ist das enorm wichtig. Wir sind darauf angewiesen, den Besitzern unserer Patienten gut zuzuhören um beiden helfen zu können. Nur durch genaues Hinhören, Filtern des Gesagten und gezielte Fragestellung ist es möglich, die Informationen zu bekommen, die uns der Problemlösung näher bringen.
    Mir ist es sehr wichtig, auf die Menschen einzugehen, sie reden zu lassen, ihnen zuzuhören und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie mir vertrauen können. VERTRAUEN, auch ein wichtiges Schlagwort in Punkto Kommunikation, ebenso, wie Ehrlichkeit.

    Nirgendwo ist Kommunikation wohl so klar und ehrlich, wie im Tierreich. Tiere kommunizieren auf einfache Art und Weise miteinander, durch Laute und eine exakte Körpersprache, die schon die Jüngsten sehr rasch lernen und verstehen, denn oft hängt ihr Überleben davon ab.
    Wir leben in sehr engem Kontakt zu Hunden, Katzen, aber auch Nutztieren. Sie kommunizieren auch mit uns, nur leider sehen das viele nicht. Wir können von den Tieren in unserem näheren Umfeld enorm viel lernen, wenn wir bereit dazu sind, uns auf sie einzulassen. Jeder Hundebesitzer sollte über die Ausdrucksmöglichkeiten seines Tieres Bescheid wissen um die Körpersprache richtig deuten zu können.

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  5. Tiere sind sehr sensibel, sie nehmen jede Gefühlsregung wahr, viel stärker, als der Mensch selbst und alles, was sie geben, ist von unendlichem Wert.
    Vielen ist nicht bewusst, dass jeder Stress, jeder Ärger, aber auch jede Freude von unseren vierbeinigen Begleitern stark wahrgenommen wird. Wir übertragen unbewußt vieles auf die Tiere, so, wie wir es auch auf unsere Mitmenschen übertragen, die es uns aber sagen, wenn es untragbar wird. Auch Tiere äußern sie sich auf ihre Art und Weise um uns zu zeigen, dass es ihnen nicht gut geht. Das zu erkennen und zu verstehen ist eine Aufgabe, die jeder erfüllen kann und auch sollte, wenn er sich bewusst macht, dass er sich ein weiteres Familienmitglied ins Haus geholt hat, das dieselbe Zuwendung und Aufmerksamkeit verdient, wie die Menschen um ihn herum. Tiere sagen uns klar und deutlich, was sie wollen.

    Anders ist es bei uns Menschen. Oft ist es so, dass das Gesagte und das, was die Körperhaltung uns zeigt bzw. das, was jemand tut, komplett unstimmig ist. Das zu erkennen, ist bestimmt nicht einfach. Wir vertrauen ja darauf, dass das Gesagte stimmt und nehmen es so an. „Worte sind Schall und Rauch“, trifft sicher öfter zu, als man meinen möchte. Die Kommunikation ist viel komplexer, als es den Anschein hat. Kommunikation bedeutet nicht nur miteinander zu reden, Kommunikation sollte man auch spüren und sehen.

    Der meiner Meinung nach schönste und vielleicht auch höchste Weg der nonverbalen Kommunikation ist der Tanz.

    „Lachen, Freude empfinden, dazwischen ernste, doch vielsagende Blicke, der Tanz, verschwiegen und doch so verräterisch….
    Gemeinsames Schweben über das Parkett immer verbunden durch ein festes Band, unsichtbar für andere, oder doch nicht?“

    Wenn man verschiedenen Paaren beim Tanzen zusieht, erkennt man mit der Zeit bei dem einen oder anderen Paar eine Harmonie, die ohne viele Worte auskommt. Das zu sehen, ist wunderschön und ein ganz besonderes Geschenk, es erleben zu dürfen, kaum zu beschreiben.

    „die stille Übereinkunft, sich komplett aufeinander einzulassen…..
    Einander vertrauen in jedem Moment, den man gemeinsam genießen kann….“

    Wenn man sich darauf einlässt, kann man viel über sich und für sich lernen. Egal auf welcher Stufe sich jeder einzelne befindet, die Freude und der Spaß am Gemeinsamen ist, was zählt und ebendies gilt auch für die Kommunikation.

    Kommunikation ist schwierig, aber gleichzeitig so einfach. Uns wird täglich ein Spiegel vor Augen gehalten, wenn wir Kinder im Umgang miteinander beobachten – hier kommen kaum Missverständnisse auf, sie sind sich meist einig, ohne viel zu kommunizieren. Das sollten auch wir uns bewahren.

    Erzähl drei Personen dasselbe, und jeder wird etwas anderes verstehen und Deine Worte anders interpretieren. Genau das macht die Kommunikation schwierig und das Zuhören und genaue Hinhören und Hinschauen so wichtig.
    Denn nur, wenn wir das gesamte Bild, vor allem die Körpersprache erfassen, wird es uns möglich sein, das Gesagte so aufnehmen zu können, wie es gemeint war.

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  6. Mein Kommentar ist ein wenig lang ausgefallen, deshalb mußte ich ihn teilen :-).
    Ich wünsch Dir alles Liebe und Gute und freu mich schon auf Deinen nächsten Zeilen.
    GlG, Claudia

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