Dienstag, 7. Februar 2012

Bänder des Lebens, Liebens und Tanzens....

In der Hektik der Zeit gibt es ein Thema, das mir besonders oft durch den Kopf geht. Wie schon in der "asymmetrischen Symmetrie" erwähnt, sind für mich - und ich denke doch für die meisten Menschen - Beziehungen jeglicher Art wesentlich an der Gestaltung des Lebens beteiligt. Vor allem das Wort "Liebe" wird oft verwendet und als zentrales Element gesehen. Es gibt wohl keine Wort und keinen Gedanken, die so oft interpretiert, erklärt, durchdacht und zerknetet werden.

In einer liebevollen Umgebung bzw. Familie aufgewachsen hatte ich das Glück, in meiner Kindheit "Liebe" als selbstverständlich - besser gesagt - als "einfach da" nehmen zu dürfen. Deswegen vielleicht traf es mich umso härter, als ich zum ersten Mal mit der Frage nach "Liebe" - der Anwesenheit oder Abwesenheit derer- konfrontiert wurde. Wie konnte es anders sein, natürlich passierte dies in meiner ersten Beziehung zu einem jungen Mann.

Als ob mich das Leben eines Besseren belehren oder vielleicht auch schulen wollte, gestaltete sich diese Beziehung als besonders schwierig und kompliziert. Eine Zeit, in der das Wort "Liebe" von hunderten Seiten betrachtet und ständig hinterfragt wurde. Schon immer ein wenig anders denkend und fühlend, war das für mich doch etwas fremd. Jedoch wurde ich "gezwungen" über Beziehungen, Verbindung und über meine Gefühle nachzudenken. Daraus ergaben sich folgende Gedanken, die sich "Gott sei Dank" in meinem späteren Leben und Beziehungen bestätigten...

Der Unterschied zwischen Verbindungen:

Ich fühle zwei unterschiedliche Arten von Verbindungen. Jene, die mit dem "Menschsein" im Hier und Jetzt zu tun haben und jene, die in eine andere Dimension greifen...man könnte sagen, die in die Seele ins Wesen greifen.
Ich sehe Verbindungen zwischen Menschen als Bänder, die gegeben, genommen, geknüpft oder gelöst werden. Die jeweiligen Bänder zu den verschiedensten Menschen in unserem Leben charakterisieren für mich die Beziehung, die wir zueinander haben.
Menschliche Verbindungen:

Zu den menschlichen Verbindungen gehören für mich  Fürsorge, Vertrauen, Intimität ( auch körperliche), Freundschaft, Bekanntschaft, Vertrautheit, Loyalität, Unterstützung etc.
Diese Verbindung können eigentlich immer gelöst und geknüpft werden. Diese Bänder werden vergeben und wieder zurückgenommen...es sind  zum Teil sehr wechselnde Zustände.
Der Vergleich mit einem "Vertragsabschluss" erscheint mir hier sehr passend. Da er von beiden Seiten gewollt und auch wieder gelöst werden kann.
Viele gute Beziehungen oder Freundschaften basieren meiner Meinung nach auf diesen menschlichen Verbindungen.

Im Gegensatz dazu sehe ich die seelischen Verbindungen:

Zu den seelischen Verbindungen gehören für mich energetische Verbindung und seelische Verwandtschaften. Man kann daran glauben oder auch nicht, doch ich denke, dass jeder schon einmal jemanden getroffen hat, mit dem er sich sofort "vertraut" gefühlt hat. Auch das Wort "seelenverwandt" ist im Sprachgebrauch der meisten Menschen vorhanden. Diese Verbindungen - es kommt darauf an, welche Verbindung es ist - können nicht immer gelöst werden. Eine Geschwister- oder Elternzugehörigkeit erscheint mir hier ein passender Vergleich...auch wenn kein Kontakt vorhanden ist, werden die Geschwister immer Geschwister und die Eltern immer Eltern bleiben. Eine Verbindung - auch wenn nicht bewusst - wird immer vorhanden sein

Das Wesentliche für mich ist jedoch, dass man sich in jedem Fall selbst entscheiden kann, wie man die jeweilige Verbindung bzw. Beziehung zu einem Menschen leben möchte.
Des Weiteren sehe ich "Liebe" als übergeordneten Begriff, der für mich mehr eine Lebenseinstellung charakterisiert, und gegenüber vielen Menschen unter verschiedensten Voraussetzungen gefühlt werden kann.

So ist für mich ganz klar, dass "Liebe" immer da sein kann, auch wenn sie sich mit verschiedensten anderen Komponenten mischt.

Es wird mir niemand widersprechen, dass sich die Liebe zu den Eltern doch anders ausprägt als die Liebe zu einem Lebenspartner -zumindest ausprägen sollte. Ist es deswegen eine andere Liebe? Liebe ich unterschiedlich?

Nach genauerer Betrachtung und "Hineinfühlens" wurde mir immer mehr bewusst, dass die Liebe doch immer gleich ist - Liebe ist Liebe - aber sie kombiniert sich immer neu mit Fürsürge, körperlicher Anziehung, Mitgefühl, Vertrauen etc.

Dies war für mich eine bahnbrechende Erkenntnis. Ich muss z.B. nicht aufhören einen Menschen zu lieben, nur weil ich nicht mehr mit ihm mein Leben teilen möchte. Auch muss ich Liebe nicht an andere Wunschkomponenten knüpfen. Ich darf lieben, auch wenn der Mensch keinen Platz in meinem momentanen Leben einnimmt.
Diese Gedanken auch so zu kommunizieren, stößt natürlich oft auf Unverständnis, denn auf einmal kann man Liebe nicht mehr als "Ausrede" für seine Entscheidungen nutzen.

Schon bevor ich Dado getroffen habe, habe ich mit vielen Menschen über diese Dinge diskutiert. Dado war der erste, der dies auch so gefühlt hat, der seine Liebe zu mir und zu anderen Menschen nicht von zu erfüllenden zusätzlichen Gefühlen oder Wunschvorstellungen abhängig gemacht hat. Ich bin besonders dankbar, mit ihm durchs Leben gehne zu dürfen...denn so eine Einstellung macht Beziehungen und Verbindung einfach...

Erst vor Kurzem wurde mir bewusst, dass auch das Tanzen eng mit diesen Gedanken verwoben ist. Vor allem im letzten Jahr habe ich oft darüber nachgedacht. Die Einladung zu dem diesjährigen "Eurodancefestival" in Deutschland (das größte Tanzfestival in Europa für verschiedenste Tanzrichtungen) - http://www.eurodancefestival.de/ - war für mich die Krönung meiner Überlegungen. Warum um alles in der Welt will so ein Festival gerade uns engagieren? Sie können bzw. haben die besten Lehrer und TänzerInnen der Welt verpflichtet. Es gibt dutzende Paare, die uns tanztechnisch, showtechnisch und wie auch immer überlegen sind. Warum dann gerade uns?

Auch darüber durften wir mit vielen Leuten sprechen und viele Feedbacks bekommmen....
Wir lieben die Menschen, den Tanz, den Unterricht. Es ist uns wichtiger, zu inspirieren als zu kreieren. Ein klarer Gedanke treibt uns... der, die Welt einfacher und freudvoller zu gestalten...eine Umgebung von Geborgenheit und Vertrauen zu schaffen.

Dennoch lassen wir Zweifel zu...Zweifel ist auch eine der Komponenten, die uns antreiben zu verbessern, zu hinterfragen und immer weiter zu gehen. Doch wir Zweifeln nie an unserer Liebe zum Tanz...

Wir wollen berühren und nicht beeindrucken. Wir wünschen uns,  bei den Menschen Freude und Begeisterung mehr als Bewunderung und Wettkampf hervorzurufen.
Auch unsere Shows und unserer Unterricht basieren auf dem Gefühl und den Gedanken, die uns verbinden. Vielleicht ist es das, was uns doch von anderen "besseren" TänzerInnen unterscheidet...

Auf jeden Fall sind wir überaus glücklich, diese Überzeugung und dieses Gefühl auch oder vor allem in unserer Tanzschule ausleben zu dürfen.

Vielleicht könnten sich auch die Beziehungen mit diesen Gedanken im Tanz zwischen Partnern und Paaren oder auch im Tanz mit einem "Fremden"  anders gestalten. Die Aufforderung oder die Entscheidung zum Tanz entsprechen für mich der Vergabe eines Bandes...das des Vertrauens, der Wertschätzung und der Aufmerksamkeit...und auch wenn dieses Band nur für die Dauer eines Tanzes hält, so ist dies doch wesentlicher Bestandteil von 3 glücklichen Tanzminuten...;-)

4 Kommentare:

  1. Was es ist

    Es ist Unsinn
    sagt die Vernunft
    Es ist was es ist
    sagt die Liebe

    Es ist Unglück
    sagt die Berechnung
    Es ist nichts als Schmerz
    sagt die Angst
    Es ist aussichtslos
    sagt die Einsicht
    Es ist was es ist
    sagt die Liebe

    Es ist lächerlich
    sagt der Stolz
    Es ist leichtsinnig
    sagt die Vorsicht
    Es ist unmöglich
    sagt die Erfahrung
    Es ist was es ist
    sagt die Liebe

    Erich Fried

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  2. Liebe Conny!
    Genau das, was du da beschreibst, ist es, was euch so einzigartig macht. Diese Liebe zueinander, diese Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Freude,... sieht man in jedem euerer Tänzen aber auch im täglichen Umgang miteinander.
    Und das ist genau das, was wir so lieben und schätzen und deshalb so gerne bei euch und mit euch Zeit verbringen, sei es beim Tanzen oder auch "nur" auf einen kurzen "Schwatz" in der Tanzschule.
    Ich kann nur immer wieder DANKE sagen, dass wir ein kleiner Teil dieser Gemeinschaft sein dürfen!

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  3. Ich bin dankbar für diese wundervollen Zeilen. Ich erlaube mir zum Theme Seele etwas hinzuzufügen. Alles ist Seele und alles hat eine Seele. Es gibt in Wahrheit keine Trennung, es gibt in unserer Dimension nur die Polarität, die es so aussehen und anfühlen lässt, als ob man mit jemanden seelisch verbunden ist oder nicht. Das oben beschriebene ist Karma, und das stellt anziehung oder Ablehnung her. Da es aber der Sinn des Lebens ist, Karma zu reinigen, sollte man sich die Menschen die eine nicht sofort anziehen, anschauen denn sie sind die wahren Lehrer, und können Leben Transformieren, und vieles verändern. Love, Peace and Sunlight.....m

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  4. Ich muss noch was anfügen, die Lesung zu unserer Hochzeit, die mich immer noch tief bewegt... auch nach fast 20 Jahren!

    Dostojewski hat das sinngemäß so ausgedrückt: „Einen Menschen lieben heißt, ihn so zu sehen, wie Gott ihn gemeint haben könnte.“
    Diesen Ausspruch kann man dahin ergänzen, dass wir, wenn wir geliebt werden, uns manchmal auch so erleben, wie Gott uns gemeint haben könnte. Das liegt wohl im Wesen der Liebe.
    Vielleicht entsteht Liebe nur dann, bricht Liebe nur dann auf, wenn wir in einem geliebten Menschen seine besten Möglichkeiten hineinsehen und diese aus ihm herauslieben können, Möglichkeiten, die ihn über die Enge des bisherigen Gewordenseins hinaustragen, die sein Leben für etwas öffnen, was er nicht für möglich gehalten hat. Und in dem wir die besten Möglichkeiten in einen geliebten Menschen hineinsehen - oder vielleicht besser: aus ihm heraussehen - gewinnen wir als die Liebenden Teil an ihm, und es werden auch in uns Aspekte wach, die über das hinausgehen, was wir geworden sind.

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