Mittwoch, 30. Oktober 2013

Mode und Selbstbild...

Mode: Kaum ein Wort löst so viele Diskussionen, Meinungen und Emotionen aus.

Die Kleidung, als unabkömmlicher Bestandteil von Mode, ist notwendig, um sich gesellschaftlich zu bewegen und somit für jeden mehr oder weniger fixer Teil seines alltäglichen Lebens.
Gesellschaftlich gesehen spiegelt kaum etwas so gut die allgemeinen Meinungen, Bräuche und Gedankenstrukturen wider. Vielleicht ist es gerade deswegen so interessant, sich näher mit diesem Thema zu beschäftigen.

Ich persönlich liebe es, das Leben möglichst Facetten reich zu gestalten. Wahrscheinlich durch den Beruf der Tänzerin inspiriert hilft mir Bekleidung, mein vielseitiges Vorhaben besser umzusetzen.

Würde man den Satz "Du bist, was du isst" auf Mode übertragen, behaupte ich mal, dass "dich bewegt, was du trägst".

Die Art sich zu kleiden sagt meiner Meinung nach sehr viel darüber aus, wie man sich fühlt oder besser gesagt, wie man sich selbst empfindet.

Vielleicht kann ich deswegen nicht ganz verstehen, warum Mode oder Kleidung bei vielen so starke emotionale Abwehrreaktionen auslöst.
Man kann es natürlich auch übertreiben. Alleine Schuhe, Taschen oder sonstige Dinge als Bestandteil seines Lebens zu sehen, ist natürlich nicht das, was ich meine. Auch denke ich dabei nicht an teure oder gar überteuerte Markenprodukte. Allerdings bin ich der festen Überzeugung - und damit widerspreche ich sicher einigen LeserInnen- dass der  persönliche Stil nicht unbedingt eine Frage des Preises ist.

Mein Mann und ich z.B. haben eine eher niedrige Preisgrenze für Kleidung jeglicher Art. Trotzdem lieben wir es,  mit Bekleidungsstücken unabhängig von momentanen Modetrends zu experimentieren.

Im Tanz durfte ich selbst erfahren, dass das, was man trägt, in vielfacher Weise helfen kann, sich besser in die Musik und in den Tanz einzufinden. Ich bin mir bewusst, dass mir wahrscheinlich einige, die sich vor allem mit Ausdruckstanz beschäftigen, jetzt widersprechen werden. Und trotzdem behaupte ich, dass die Vielschichtigkeit des Gesellschaftstanzes mit den damit verbundenen verschiedenen Stimmungen durch die gezielte Nutzung von Kleidung schneller entdeckt werden könnte.

Nehmen wir als Beispiel den Tango Argentino. Im Tango nehme ich mich als Frau anders wahr als im Salsa, Ballroom oder Hip Hop. Die schönen hohen Tangoschuhe verändern meine Körperhaltung, meine Stehposition und damit mein Gefühl. Ich fühle mich auf einmal grazil oder elegant, leidenschaftlich oder auch tiefsinnig, auf jeden Fall entfaltet es meist ein Gefühl, das mir hilft, besser auf mich und meinen Partner eingehen zu können. Die bewusstere Verbindung zum Boden unterstützt mich, die Schwingungen der Musik besser durch mich hindurch fließen zu lassen.

Natürlich gibt es immer einen Weg bis dorthin. Nicht jeder sollte sich von Anfang an auf hohe Schuhe stellen. Dennoch könnte es aber ein Ziel sein, diese Verbundenheit mit hohen Schuhen zu entdecken.
Ich darf meine Behauptungen nun einige Zeit beobachten, und der Eindruck, dass z.B. Schuhe ein wesentlicher Bestandteil von dem Tanzempfinden sind, verfestigt sich immer weiter.

Ausnahmen bestätigen die Regel, und so widerspreche ich nicht, dass es natürlich auch Menschen gibt, die diese Hilfe nicht benötigen. Meiner Erfahrung nach sind es aber wenige.

Denn natürlich spiegelt sich vor allem das Innere im Außen wieder..

Gerade bei unserem Tanzschuhverkauf höre ich immer wieder das Argument. "Erst wenn ich "gut" tanze, kann ich mir "schöne" oder "extravagante" Schuhe kaufen. Warum? Könnte man das nicht auch umgekehrt sehen?

Dieser Beitrag soll keine Aufforderung sein, sich Schuhe zu kaufen, sondern vielmehr anregen, darüber nachzudenken, was Bekleidung für jeden persönlich aussagt und was ich selbst dadurch empfinde.

Es könnte eine Motivation sein, zu experimentieren, sich selbst und das Leben noch aus anderen Blickwinkeln zu sehen und vielleicht auch neue Seiten an sich kennenzulernen.

Ich wünsche mir, dass diese Zeilen dazu motivieren, das Thema Mode differenzierter und nicht wertend zu betrachten. Vielleicht bewegt dieser Text auch, über Nachhaltigkeit, emotionale Verknüpfung und über Sein vs. Schein nachzudenken.

Denn einen weiteren Aspekt sehe ich in der Selbstwahrnehmung. Für mich drückt Mode oft sehr viel darüber aus, wie ein Mensch sich wahrnimmt. Welche Attribute oder Eigenschaften man sich selbst zuschreibt.
Aus Dinge, mit denen ich mich umgebe, kann viel darüber heraus gelesen werden, welche Gedanken und welche Weltanschauung ich teile.

Ich bewerte weder jene, die Mode ablehnen, noch jene, die sich Fashionistas nennen. Für mich ist es nur sehr interessant und berührend zu sehen, wie sich Menschen mit ihrem Äußeren oft auch innerlich verändern. Auch wenn nicht beides unbedingt miteinander verknüpft ist, so könnten beide Aspekte sich gegenseitig beeinflussen.

Das Tanzen ist eine weitere Möglichkeit, sich selbst bewusster wahrzunehmen und die eigene Schönheit zu entdecken. Manchmal geht es schneller, diese Prozesse mit äußeren Hilfsmitteln wie z.B. Mode zu beschleunigen.

Ich wünsche uns allen, Mode für sich  nützen zu können ohne dabei davon abhängig zu werden, die eigene Schönheit zu erkennen und nicht immer nur die eigenen "kleinen Fehler" zu sehen. Denn nicht nur das Äußere spiegelt das Innere, sondern vor allem die innere Schönheit spiegelt sich im Außen wieder, wenn man es nur zulässt.....

Einen bewegenden Kurzfilm zu diesem Thema gibt es auch unter http://vimeo.com/64077961

Freue mich natürlich auch über viele Statements, Erfahrungsberichte oder Diskussionspunkte.:-)






Montag, 21. Oktober 2013

Sehnsucht...

...nach dem Leben...

Ich persönlich glaube, dass uns die Sehnsucht im Leben antreibt. Antreibt, weiter zu suchen, weiter zu probieren, weiter zu leben. Behaupten nun viele verschiedene Lehren, dass es wohl das Ziel im Leben sei, nichts mehr zu wollen sondern den "Status quo" zu genießen, so meine ich, dass die Sehnsucht der Menschen unsere Welt bewegt.

Ob das nun "gut" oder "schlecht" ist, kann ich nicht beurteilen, doch vor allem in stressigen Zeiten wie diesen stelle ich mir die Alternativen vor.

Wir würden heute nicht mit dem Flugzeug reisen, hätte es die Sehnsucht nach dem Fliegen nicht gegeben. Der Wunsch nach globalen Austausch schuf das Internet und die Telefonie. Die Sehnsucht nach der Ferne die Schifffahrt, das Auto usw. Man könnte diese Liste noch endlos fortsetzen.

Im Gegenzug dazu blieb das Leben in Gebieten der Erde einfacher, in denen dieses globale Denken nicht so präsent war. So gibt es einige Urstämme, die sich anscheinend nicht fragen, was außerhalb ihres bekannten Gebietes ist, und auch in Teilen von Asien, in denen der Buddhismus eine große Rolle spielt, ist die "Einfachheit" des Lebens wohl der Antrieb. Natürlich gibt es dann auch noch jene Erdteile, die durch die Armut gezwungen sind, aus dem "Bekannten" das Beste zu machen.

Wer ist zufriedener? Der, den die Sehnsucht antreibt, der zuweilen gehetzt durchs Leben läuft, oder jener, der zwar oft schwer arbeitet, aber auch die Ruhe, das "Sein", einfach erleben kann?

Ich frage mich oft selbst, ob die Sehnsucht nach "mehr" im Leben, das ist, was das Leben ausmacht? Und mit dem "Mehr" meine ich auf keinen Fall Geld!

Vielleicht geht es bei der Sehnsucht viel mehr um den Sinn im Leben. Ich denke, dass man die gesamten Sehnsüchte auf die Sehnsucht nach dem Sinn zusammen fassen kann. Nach dem Sinn, warum wir auf dieser Welt sind und warum wir von dieser Welt wieder gehen.

Dies Suche nach dem Sinn ist das, was meiner Meinung nach jeden von uns antreibt. Egal ob durch einen Glauben gestärkt, durch Träume bewegt oder für manche sicher auch durch Freiheit, Geld oder  Macht motiviert, letzten  Endes ist es die Bestätigung der eigenen Existenz, die wir uns herbei sehnen.

Wer kennt nicht das gute Gefühl, wenn man etwas abgeschlossen, vollbracht oder gleistet hat. Diese Gefühl nährt den Glauben an sich selbst und stärkt die Vermutung, dass jeder einzelne von uns einen unersetzlichen Miniteil in diesem Universum ausmacht.

Oft endet diese Sehnsucht mit dem frühen Tod, da die Suche nach dem Sinn unsere Kräfte übersteigt. Sei es, dass wir unsere Gesundheit mit zu viel Arbeit, Leistung oder Süchten aufs Spiel setzen, sei es, dass wir an Träume glauben, die uns schlussendlich zerstören, oder sei es, dass wir uns vor Versagensangst nicht zutrauen, unsere Gefühle, unsere Überzeugungen und unsere tatsächliche Sehnsüchte zu leben.

Vielfach höre ich dann, dass die Existenz von Kindern tröstet. Abgesehen davon, dass Kinder wunderbar die Kostbarkeit und Freude des Moments schulen und die reine Liebe verkörpern, geben sie anscheinend den Eltern die Gewissheit bzw. Hoffnung, dass etwas von ihnen auch nach dem Verlassen dieser Erde auf der Welt bleibt. Somit noch etwas Unvollendetes fortgesetzt werden kann...
Dennoch frage ich mich, ob diese beiden Gedanken in sich verwoben werden sollten? Definieren Kinder unseren Lebenssinn?

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich liebe Kinder, bin dankbar für unsere Familien und bewundere vor allem jene, die Kindern durch viel Liebe einen "schönen" Start ins Leben ermöglichen. Auch ich bin der Überzeugung, dass Kinder, Familie und Freunde wohl das Wichtigste im Leben sind. Und gerade deswegen hadere ich ein wenig mit dem Gedanken, sich über Kinder selbst zu definieren...

Vor allem in letzter Zeit komme ich oft mit Menschen in Kontakt, die schwer krank sind, oder mich erreichen Traueranzeigen über "zu früh" verstorbene Menschen. Ich treffe täglich Männer und Frauen in der Tanzschule, die wissentlich ein Leben leben, das sie eigentlich gar nicht möchten oder jene, die nicht ihrem Innersten folgen können.

Diese Momente machen mich sehr traurig und ich frage mich in diesem Augenblicken selbst, wie sehe ich mein/unser Leben. Sind wir noch auf dem "richtigen" Weg, oder haben wir bereits eine Abzweigung verpasst?

Obwohl mir bewusst ist, dass wir in unserem Fall ein Leben führen, dass wohl auch seine Kompromisse fordert, sehe ich nur wenige Alternativen. Denn der Tanz ist für uns einer jener Bereiche, der auch in der schnelllebigen und digitalen Welt von heute, den Kontakt mit seinem Innersten aber auch mit dem Umwelt fördert, und somit auch Freude in die Welt streut. Tanz ist genauso eine Kunst wie z.B. Musik und Malen.
Er setzt eine echte Begegnung voraus, und bewegt durch die Musik treten wir in Kontakt mit unserem Körper, mit unseren Sehnsüchten und mit unserem Partner.

Vielleicht sind es  wie die Kinder auch die "Künste", die diese Welt oder unser Leben dennoch in Balance halten. Die Kunst, die dem Menschen hilft, sein Innerstes nach Außen zu kehren, hilft damit, sich selbst zu erkennen.
Nützt man diese Momente gut, so hat man meiner Meinung nach eine Chance, obwohl durch die Sehnsüchte gleitet, die Ruhe und den Sinn in sich selbst zumindest in Augenblicken zu erkennen.

Auch wir leben einen Versuch und werden wohl erst am Ende sehen können, ob wir eine Ahnung vom Lebenssinn erhaschen konnten...

Ich wünsche uns allen viele zufriedene Momente, die die Liebe und Sehnsüchte ins uns vereinen und so die Ruhe in uns fördern.

Wir persönlich finden diese Momente oft im Tanz und freuen uns, dass wir dieses Gefühl ein Stückchen weiter geben dürfen...